Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.
Oder zeichnen?
Dann wäre zumindest geklärt, warum Brüssel auch als die Hauptstadt des Comics bezeichnet wird und in keinem anderen Land Europas die Comic-Kultur so verbreitet ist wie in Belgien. Comic ist hier kein Kinder-Ding, sondern eine Kunstform ("die neunte Kunst"). Und diese hat bekannte Vertreter: Tim und Struppi (von Hergé), Spirou (von Franquin), Die Schlümpfe (von Peyo) und natürlich Lucky Luke (von Morris).
In dem Land, in dem es jede Menge politische und kulturelle Streitigkeiten über die "Hauptsprache" gibt, existiert also eine Parallelwelt, die ob ihrer symbolhaften, wortlos aussagekräftigen Kommunikationsform durch Bilder von allen flämisch-wallonisch-und-sonstwas-Auseinandersetzungen unangetastet bleibt.
In surrealistischer Weise schwebte am Wochenende beim Comicfestival am Kunstberg der Luftballon-Polizist über den Köpfen seiner Realo-Kollegen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, scheint in der Comic-Welt alles in bester Ordnung zu sein.
Mit dieser Feststellung hätte ich diesen Beitrag auch gerne abgeschlossen. Allerdings muss ich nach der aus meiner Sicht sehr zweifelhaften Auszeichnung des dänischen Karikaturisten Westergaard im Namen der Pressefreiheit ein großes Fragezeichen dahinter setzen. Auch in der "Zeichen-Sprache" kann es keine Freiheit um jeden Preis geben. Wo Bilder unklar werden, wo sie weiter reichen als sie dürfen, wo sie bewusst überzeichnen und über ihren Rahmen hinausgehen, da muss doch wieder miteinander gesprochen werden. In der richtigen Welt.
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