Manchmal beneide ich sie. Die schicken, jungen Leute, die ganz legèr gekleidet überall auf der Welt in den Cafés sitzen und bei einem Getränk ihrer Wahl (in Berlin war es der Latte Macchiato, in Brüssel ist es die antialkoholische Variante des caipirinhas: ein Tee aus frischer Minze und in Bali wird es wohl ein Lassi sein ... nur um mal wieder konsequent beim B zu bleiben) ihre Geistesblitze oder ähnliches in das stylische Laptop (mit dem mit Birnen nicht zu vergleichenden Emblem auf des Computers Rückseite) vor sich tippen. Sie sitzen da, als wären sie sorglos und schaffen all das scheinbar nebenbei, wozu sich Leute wie ich normalerweise ins Büro quälen müssen (okay: quälen musste ich mich nie - aber da bleiben, und das war dann manchmal eine Qual der Wahl).
Dennoch: auch wenn kein Büroalltag den Tag strukturiert, müsste ich mich für eine solche Aktion erstmal mindestens eine Stunde in Form bringen. Nein, damit ist kein Sportprogramm oder gar Botox gemeint - sondern die Expedition Kleiderschrank, denn schließlich muss man zum Ambiente des Cafés passen (man kann sich auch over-/underdressed anziehen - hat dann aber weniger Spaß, meine ich). Dann würde eine weitere Stunde folgen, in der ich, mein Laptop im Arm schlendernd durch die sich gerade anbietende Stadt schlendere (so: und auch hier ist doch schon das nächste Problem: so leicht ist doch das Ding gar nicht - und meines gehört nun wirklich nicht zur Marke uraltundsuperschwer), denn wenn ich das nicht tue und den schnellsten Weg nehme, dann isses ja doch wie ins-Büro-gehen. Im Café angekommen, würde ich ein Heiß-/Kaltgetränk meiner wahr bestellen und es in einem Zug leeren (das mache ich schon immer so - alle Kneipenbesitzer freuen sich über Gäste wie mich - und finanzieren sich darüber). Noch schneller, als ich mein Flüssiges inhaliere, ist dann bestimmt mein Akku am Arsch (schöner: leer). Super entspannte Sache würde ich da mal sagen...
Nein, dann bleibe ich doch bei der mir vertrauten und für mich entspannteren Variante: ich schlendere durch die Gegend, lasse mich dann und wann mal nieder (auf einer Parkbank mit einer Wasserflasche oder im Cafe zum Kaffee/Tee - gerne auch mal einem Bierchen oder Weinchen zu späterer Stunde) und schreibe handschriftlich auf, was mir so passiert ist, an was ich denke, was ich nicht vergessen will, was wichtig sein könnte ... und so fort.

Eine Freundin hat mir zum Abschied ein Moleskine für Brüssel geschenkt - sehr geil! Hat einen Stadtplan und Raum für Notizen und schließlich haben auch schon große Literaten und Künstler wie Bruce Chatwin, Ernest Hemingway, Oscar Wilde, Pablo Picasso, Vincent van Gogh und Henri Matisse ihre Ideen darin niedergeschrieben. Ich könnte mich in eine große Tradition einreihen. Würde ich mich auch gern. Aber trau mich nicht. Weil das Büchlein so schön ist. Und ich mir so genau überlege, was ich da reinschreibe, dass ich dann erstmal nix auf die kostbaren Seiten schreibe, sondern weiterhin auf olle Notizzettel....
Und weil ich das jetzt so doof fand und den Luxus, dieses Büchlein zu haben, doch auskosten wollte, habe ich mir einen Bleistift zugelegt. Da kann ja nix schiefgehen. Ist ja alles wieder rückgängig zu machen. Der goldenen Mittelweg der Unentschlossenheit .... hach, wie gesagt: manchmal beneide ich sie....