Wenn man länger an einem Ort ist, dann fallen einem ja bestimmte Dinge nicht mehr auf. Man geht von A nach B routinemäßig auf ausgetretenen Pfaden, gehört im Supermarkt zum Stammpublikum, hat ein Lieblingsrestaurant und will sich oftmals einfach auch sonst wetter- oder zeitaufwandsbedingt (... altersbedingst spare ich absichtlich aus!) nicht mehr sooo weit von der Homebase wegbewegen.
Nix Neues. Weiß man. Will man vermeiden. Geht nicht. Oder nur begrenzt: indem man die Erinnerung aufwärmt. Genau aus diesem Grund habe ich vor 2 Jahren angefangen, meine Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen mit und in meiner neue Heimat Bruxelles an dieser Stelle festzuhalten: be bruxelles.... (by the way: je mehr Alzheimer-Reportagen ich sehe, desto sinnvoller finde ich dieses Niedergeschreibsel: später einfach ausdrucken und der Pflegekraft zum Vorlesen in die Hand drücken - nette Erinnerungen garantiert! ;-)).
Einer meiner ersten Bekanntschaften hier in BXL war mein siebzigjähriger Nachbar Sergio. Gestern rief er mich ganz aufgeregt an, um mitzuteilen, dass in unserer ersten Wohnung ein ein Brief für uns angekommen sei und fragte, ob er ihn weiterschicken solle. Nö, dachte ich, persönliche Abholung ist schöner.
War’s auch… ich musste dafür mit dem Rad quer durch die Stadt. Bei grau-regnerischem Wetter (okay: letztendlich: im Regen .. aber nur für kurz). Aber die Luft frühlingshaft und mit Vogelgezwitscher angereichert.
Und ich hab's echt genossen: all diese unterschiedlichen und sehr kontoversen Gegenden, die ich auf dieserStrecke durchradelt habe: das vertraute Ixelles, die schicke Avenue Louise, der eher downtoearth-Bereich von Ixelles mit Kinos & indischen Nightshops, dann sehr afrikanisch à Matonge, runter zum Fritten-Mekka Place Jordan, rauf zum Schuman/ Europaviertel, vorbei an der Moschee im Cinquantenaire und dann schließlich die nette Gegend rund um den Ambiorix (der für mich immer mit dem Ankommen in einem anderen Leben verbunden sein wird).
Kurz: es hat mir einfach mal wieder bewusst gemacht, wie wahnsinnsschööööön es ist, hier zu leben/leben zu dürfen.
Und schließlich gab's zum Abschluss des Tages nach allen Wiederentdeckungen auch noch eine neue: das vietnamesische Resto KOI. Superlecker! Ich würde sogar sagen, das beste vietnamesische Essen, das ich außerhalb Vietnams gegessen habe ... und eine total nette Besitzerin, die sich sehr aufmerksam um ihre Gäste kümmert. Gerne mal wieder.
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