Mittwoch, 29. Dezember 2010

Gummistiefel

Ich hatte früher (wie wahrscheinlich ganz viele Menschen aus meiner Altersklasse und meinem Kulturkreis) eine Sportlehrerin, die der festen Überzeugung war, dass es kein schlechtes Wetter gibt - nur schlechte Kleidung. Sollte damals heißen: Kein Rumgezicke, jetzt geht es auf die Leichtathletik-Anlage.
Heute muss man ab und zu ja immernoch raus ins Leben, selbst wenn die klimatischen Bedingungen gerade nicht so ideal sind. Natürlich gibt es auch in Brüssel, das ganzjährig den Wetter-Launen des Westwindgürtels ausgesetzt ist, Tage, an denen es ziemlich nass in der Fußgegend zugeht (ob man dabei in einem regengefüllten Schlagloch mitten in der Straße steht - oder wie jetzt gerade die Schneeschmelze live miterlebt, ist zu vernachlässigen). In diesen Augenblicken habe ich mir immer gewünscht, ich hätte Gummistiefel.

Und so hat sich dieses Weihnachten gezeigt: das Christkind gibt es doch. Denn es hat dem braven Kind seinen heimlichen Wunsch erfüllt. Braves Christkind!



P.S. Dieser Blog schließt sich dem Brigitte-Projekt an und verzichtet auf professionelle Models.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Brief-Freude


Ja, nach wie vor fangen viele wichtige Dinge in meinem Leben mit einem B an. Zum Beispiel: Belgische Post, Briefkasten, Brief-Freude. Bedingen sich gerade alle gegenseitig: Nach denm Zusammenbruch des Landes aufgrund von 5 cm Neuschnee vor Weihnachten, sah sich auch die Belgische Post außer Stande ihre Verteilungszentren zu verlassen (hätte sich in Deutschland auch keiner mit Sommerreifen getraut) und feierte lieber die vorweihnachliche Stimmung mit Champagner und Foie-Gras-Häppchen (mutmaße ich). Deshalb blieb mein Briefkasten vor meinem Aufbruch zum Weihnachtsurlaub leer, ist nun aber schon seit zwei Tagen voller Weihnachtspost. Die pure Brief-Freude, kann ich nur sagen! Immer wieder schön, einen Umschlag zu öffnen und zu wissen, dass jemand an einen gedacht hat und sich die Zeit genommen hat, selbiges durch die Belgische Post übermitteln zu lassen (die sich dann ihrerseits auch wieder die Zeit genommen hat ... und so schließt sich der Kreis und ein B folgt dem anderen und schon ist daraus eine runde Sache geworden...)

Samstag, 18. Dezember 2010

Last Christmas

Heute Morgen beim Frühstück beschlich mich das ungute Gefühl, dass was fehlt. Komisch, denn Rührei, Zeitung und Kaffee stande/lagen/befanden sich vor mir. Sollte doch eigentlich für einen gelungenen Start in einen Dezembersamstag reichen. Hmm. Aber irgendwas war anders. Anders als sonst. Als letzten Dezember.
Anders als... ja, last Christmas.
In der Zeit vor Weihnachten 2009 lebte ich noch in Deutschland, d.h. sämtliche Frühstücke dieser Art wurden musiktechnisch vom Wham-Dauerbrenner "Last Christmas I gave you my heart..." begleitet (wenn man 100Millionen1000 Mal begleitet wird, dann nennt man das auch belästigt oder stalking oder so...)
Merkwürdigerweise wird jetzt gerade im Retro-80s-Land Belgistan dieses Lied nicht gespielt. Ist wohl wieder ein Teil des ureigenen Indiviadualismusstrebens der Belgier à la: Nö, wenn's alle gut finden, dann ist das nix für uns. Wir machen dann lieber was anderes. (Am Rande: dass anders nicht immer besser ist beweist dann die Dauerschleife Alphaville "Forever young" oder ohgottohgottohgott täglich Sealraufundrunter).
Komisches Völkchen.
Aber sehr liebenswert - und immer auch sehr detailverliebt.
Heute zum Beispiel hat hier ein Restaurantbesitzer fürsorglich auf dem Weg zu seinem Schlemmertempel Salz gestreut. Last Christmas hätte ich noch behauptet, das selbiges in Kilopackungen von den Streufahrzeugen fällt. Seit dem Winter 1 in Belgistan weiß ich: das Ganze lässt sich auch in liebevoller Handarbeit mit einem Salzstreuer bewerkstelligen. So in etwa:


(Szene musste - in Ermangelung eines Fotoapparates zur rechten Zeit - später beim Erzählen in den eigenen 4Wänden nachgestellt werden)

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Streetview



Ich habe ja schon erwähnt, dass man hier in Brüssel in Winter getrost auf Waschmaschinen mit Sichtfenster, Fernsehprogramme und sonstige Visualreize versichten kann. Das Durchdiestraßenlaufen ist spannend genug. Jetzt wurde nochmals aufgerüstet. Kein Zeifel: Weihnachten kommt. Es gibt jetzt eine Sternstraße, eine Federboastraße, eine Lichterbogenstraße, einen Leuchtkettenbaum und einen Sternschnuppenbaum. Und alles lässt sich mit der richtigen Musik auf den Ohren (irgendwas Bombastisches, z.B. von Muse) zum allabendlichen Frischluft-Kopfkino umfunktionieren. Manifique!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Zwarte Piet




Obwohl Belgien ein sehr kleines Land ist, kann auch hier der Nikolaus nicht die ganze Arbeit alleine machen. Unterstützung bekommt er aber hier nicht durch Knecht Ruprecht, sondern durch den "Zwarte Piet", den schwarzen Peter also. Überall gibt es momentan diese kleine Schokoladenfiguren zu kaufen. Und für die Familien, in denen Väter oder gute Freunde zum Real-Version-Auftritt gezwungen werden, liegt in den Kaufhäusern eine Kombi aus buntem Umhang, schwarze Farbe fürs Gesicht und rote für die Lippen bereit.
Natürlich hat der Zwarte Piet vermutlich rassistische Wurzelt (das Schwarze, das Fremde der Teufel) und natürlich wurde in früheren Zeiten den Kindern gerne Angst eingejagt, indem man ihnen erzählte, dass sie der schwarze Mann mit nach Spanien (jaja, auch das Malle-Heimatland galt als fremder Kulturkreis) mitnimmt. Aber dieses Phänomen ist weitverbreitet und von seiner Tradition mittlerweile so losgelöst, dass ich an dieser Stelle niemanden den "schwarzen Peter" zuschieben will - sondern es eher passend & schön finde, dass in einer Stadt wie Brüssel, in der farbige Mitbürger das Stadtbild entscheidend prägen, wenn neben den käsgesichtigen Nikolausfiguren (war der nicht eigentlich auch ein Bischof aus der Türkei?) ein bisschen Farbe die weiße bzw. regnerische Winterlandschaft belebt.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Adventsduft



Ha! Wer glaubt, dass ich an dieser Stelle mal wieder über Waffeln berichte, hat sich getäuscht. Ich kann auch anders.

Naja, gebe zu: im Sinne einer nuancenhaften Abweichung. Es geht um Spekulatius - oder besser: speculoos. Wie man hier sagt - und zwar das ganze Jahr. Denn ist der Spekulatius in Deutschland eindeutig der Vorweihnachtszeit zuzuordnen, gibt es in Belgien kleine speculoos-Kekse nahezu zu jedem Kaffee. Ganzjährig. Und dann denkt man irgendiwe immer "Jo is dänn hait scho Wainachdn?". Isses nicht.

Und das ist für Weltreisende eine wichtige Information. Denn wer mal außerhalb der Weihnachtsferien in Indonesien aufschlägt, dem wird eine Melange aus Kardamom, Gewürznelke und Zimt in die Nase wehen, weil...

... ja weil Indonesien eine niederländische Kolonie war... und sich deshalb an dieser Stelle eine schöne Überleitung zu den den Flamen anbieten würde.

Aber weil meine Mama heute Geburtstag hat (;-)), wage ich lieber den Schulterschluss mit den ersten Zimtsternen meines Lebens (nein, das stimmt natürlich nicht, aber es sind die ersten gelungenen, denn die ersten fielen in die Rubrik "Alternative Geschosse im Häuserkampf" - ewig her...)
Herz- bzw. zimtsternschnuppenhaftlichen Glückwusch!

Dienstag, 30. November 2010

Winterwonderland



Noch bevor die Sache mit den Adventskalendertürchen startet, hatte auch der heutige Morgen eine Überraschung zu bieten: Winderwonderland in B.

Wie war das nochmal mit dem immer nassen und aber dafür nicht so kalten Brüssel?
Regenschirm statt Schapka?
Gekühltes Bier statt Glühwein?
Mediterranes Lebensgefühl statt vorweihnachlicher Bayrischerwaldatmo?

Alles gelogen!

(...aber mir gefällt's)

Dienstag, 23. November 2010

San Fancisco



It never rains in Southern California. In San Francisco schon häufiger. Liegt ja auch nicht in Southern California. Brüssel auch nicht. Und hier regnet es ja bekannter weise auch schon mal gerne. Und ganz schön hüglig ist es in Belgistan auch.
Bei so vielen Gemeinsamkeiten, haben sich die San Franciscoianer (San Francisken? San Francisci??) wohl gedacht, müsste man doch eigentlich ein BRU/SFN-Project ins Leben rufen. Was hat man sich nicht alles überlegt: Schwarzenegger und Van Damme beim Waffel-Wettessen. Die Brüssler-STIB-Trams im Wettrennen mit den Cable-Cars. Eine zeitweilige Leihgabe des Atomiums, das dann der mitgereisten belgischen Königsfamilie als Behausung auf Alcatraz dient...

Aber nein, letztendlich muss dann doch wieder Alkoholisches herhalten: Magnolia Pub & Brewery hat den November zum Monat des Belgischen Bieres auserkoren und deshalb nun 12 verschiedene Sorten des selbigen im Angebot.
Schöne Idee - zumindest für alle Neu-San-Francisco-Bewohner, die mit Brüssel schöne Erinnerungen verbinden und deshalb so coole Karten nach good old Europe schicken :-)

Montag, 15. November 2010

Glückspilz



Nach tagelangem Regen sprießen hier die GLUCKs-PILSe aus dem Boden.
Ein GLÜCKSPILZ dagegen, wer sich 'nen schönen Wein gönnen kann...

Sonntag, 14. November 2010

Apfeltarte

Es gibt so Dinge im Leben, die man einfach mal machen muss.
Französische Apfeltarte zum Beispiel.
Zumindest, wenn man in einem (auch) französisch-sprachigem Land lebt und sich schon vor Monaten eine Tarte-Form gekauft hat (bei Dille & Kamille - eine tolle belgisch-niederländische Ladenkette für alles was in Heim, Garten und Küche so benötigt wird).
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, was mich zu diesem Kauf bewogen hat, denn ich kann & mag eigentlich gar nicht backen. Aber wie gesagt: es gibt Dinge im Leben, die meint man einfach machen zu müssen. Der Gedanke daran schwirrt erst durch sämtliche Gehirngänge, setzt sich dann fest und wird plötzlich zum konkreten Idee, die sofort umgesetzt werden muss Bei mir war es heute morgen um 9:00 (Sonntag, d.h. senile Bettflucht) soweit: halbe Tasse Kaffe, und dann ging's auch schon los mit der Arbeit. Getreu dem Motto: Nur der frühe Bäcker backt den Kuchen.
Und voilà, dat isse, meine französische Apfeltarte maison ...

Freitag, 12. November 2010

Wasserdicht

Was ist das?


Richtig: ein abgerissener Papiertragetaschenhenkel (oh, ich liebe die Möglichkeit der deutschen Sprache Kettenwörterketten zu bauen)von hier:


Und warum ist er abgerissen?
Richtig. Weil es hier bis aus Kübeln schüttet und man, solange man sich noch keinen Schlafplatz in seiner Lieblingskaufhauskette eingerichtet hat, mindestens bis zur Metro zu Fuß bewegen muss. Und da prasseln schon einige Kübel Wasser auf das schwarzgefärbte (und somit abfärbende) Täschchen ein. Die Alternative "mit dem Auto fahren" existiert hier in der Innenstadt nicht, denn dann müsste man für die An- und Abreise schon den halben Tag einplanen und hätte schließlich die gleiche Strecke zum Parkplatz zurückzulegen wie der Fußgänger zur Metro.
Ergo: man wird immer nass. Mach ja nix, kann man sich ja mit abfinden, sind ja nicht aus Zucker. Aber das Täschchen...
Ich meine, dass es für weltweit agierende Unternehmen ein Vorteil wäre (oder wenigstens ein feiner Zug), würden sie sich bei der Herstellung ihrer Tragetaschen mit den klimatischen Bedingungen vor Ort vertraut machen. Papierverpackungen in Brüssel scheiden einfach kategorisch aus.
Man verkauft ja schließlich auch keine Skiunterwäsche auf den Kanaren...

Donnerstag, 11. November 2010

Fremdgehen



Ja, klar, schön ist es nicht. Und unfair zudem, denn natürlich kann auch der Neue nicht alles. Natürlich hat auch er seine Defizite. Auch bei ihm wird man auf Dauer kein Leben ohne den schnöden Alltag, die zähnezusammengebissenen Kompromisse und die theatralischen Aufreger finden. Aber wer will das schon. Also doch immer beim Alten bleiben? Auch wenn der Neue so verlockend, so unberührt, so natürlich-charmant aussieht?
Gewissensentscheidung.
Dann ein Ja.
Für ihn, für den Neuen,... nur kurz, nur mal ausprobieren...den NEUEN STRAND.
Und so sind wir am vergangenen Wochenende Richtung Westkappeler Strand/ holländische Küste aufgebrochen und haben ein wunderbares Wochenende in den Dünen, bei Freunden mit ziemlich viel Rotwein verbracht. Eine unverbaute Dünenlandschaft. Superschön. Aber schließlich haben die Niederländer mit einem Küstenabschnitt von 451 km auch deutlichen Startvorteil vor unserer alten und immernoch Liebe Belgien mit klitzekleinen 67 km.

Freitag, 5. November 2010

Energie

Komischer Herbst. Oder besser: außergewöhnlich, neu, faszinierend.
In den vergangenen Jahren war der Herbst die Zeit, in dem ich mein Energiepensum runterschraubte (Fernseher statt Biergarten, drinnen statt draußen, Winterspeck statt Bikinifigur).
Dieses Jahr ist das anders. Zumindest was das Energiepensum angeht. Hier wird voll aufgedreht.
Wer keinen Fernseher hat, kann nun hier in Brüssel auf das Anstarren der Waschmaschine verzichtenen. Viel abwechslungsreicher ist es derzeit durch die dunklen Straßen zu schlendern und sich die erleuchteten Geschäfte, Restaurants, Arztpraxen, Privatwohnungen, ... anzuschauen. Der Belgier - ein Beleuchtungskünstler.
Es ist eine Parallelwelt die hier an den grauen Herbstabenden aufsteigt. Alles erleuchtet. Endlich ein Blick hinter die Kulissen belgischer Behaglichkeit. JA, diese Leute haben sich auf regnerische HerbstWinter-Abende eingestellt...
ich mich auch, denn wer durch lange Stadtwanderungen viel Energie verbraucht hat, sollte die derzeit dringend duch geröstete Kastanien wieder auffüllen.
Finde ich leckerer als Waffeln und duftet auch schööön .... nach einem anderen Herbst.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Halloween

...dieses Foto ist natürlich Teil des Horrors und kein Abbild etwaiger Fotokunst...


Bis Samstag habe ich echt gedacht, dass hier im Staate der Belgier mal wieder alles anders ist und sich der belgische Groß- und Einzelhandel nicht für die mittlerweile ausschließlich dafür stattfindenden Feiertage interessiert.

In Deutschland seit Ende der Sommerferien in den Regalen sichtbar, fehlt hier auch Anfang November jedes Vorzeichen von Weihnachten in den Supermarktregalen. Kein Lebkuchen, kein Marzipan, keine Schokoladenweihnachtmänner weit und breit. Gut, könnte man meinen, vielleicht geht ja hier alles seinen gewohnt bürokratischen Gang und vor dem X-Mas-Geschäft muss erst das neuerer aber gerade bei Kindern und Süßigkeitenherstellern sehr beliebte Halloween ausgelebt werden. Doch wieder Fehlanzeige: null Fledermäuse, null Gespenster, allein das Kürbisangebot wurde ausgeweitet.
Bis ... ja bis ich am Samstag zum Brötchenholen war. Die Kassiererin afrikanischer Herkunft hatte ihr Haar mit weißem Spray bearbeitet und trug Spinnweben-Make-up. Als ich an die Reihe kam, funktionierte der Kassencomputer (mal wieder/ wie immer/ gewohnterweise) nicht. Sie schaute mich geheimnisvoll an, machte mit den Händen Spinnenbewegungen und sagte, das sei mysteriös und liegt an Halloween. Huihui....

Ich unterdrückte den Satz, dass dann hier wohl immer Halloween sei, schlenderte von dannen und weiß nun auch, warum man für dieses Fest keine Extra-Werbung braucht.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Blaues Wunder


Man kann hier echt oft sein blaues Wunder erleben. Quasi täglich. Und nein, ich meine jetzt nicht Regierungsauflösungen, umständliche Behördengänge oder unglaubliche Szenen im Straßen. Ausnahmsweise können die Belgier als solche in diesem Falle nichts dafür. Sie können nur daran teilhaben oder es auf die Leinwand bannen. Das hat zumindest einer der bekanntesten Söhne der Stadt, René Magritte, mannigfach gemacht.
Es geht um den Himmel
Den Himmel über Brüssel.
Diesen Himmel, der selbst an Regentagen manchmal kurz zwischen den riesig-grauen Wolken durchblickt und immer wie "der Simpsons-Himmel in echt" aussieht.
Großartig.
Auf den Magritte-Bildern mag man noch denken, es sei ein surrealistisches Element, aber wenn man hier aus dem Fenster schaut, dann ist es ein blaues Wunder!

Woher diese Redewendung stammt ist übrigens umstritten (somit passt es auch wieder zu den Belgiern). Glaubensgemeinschaft Nr.1 denkt, dass die Redensart aus der Tuchfärberei stammt (grün- oder gelbgefärbte Gewebe veränderten sich durch das Aufhängen draußen, also die Berührung mit Sauerstoff, chemisch zu blau, so dass der Betrachter "sein blaues Wunder" erlebte). Glaubensgemeinschaft Nr. 2 vertritt die Auffassung, dass die blaue Hängebrücke in Dresden (erbaut 1891-1893), deren technische Konstruktion sehr gewagt war, Ausgangspunkt für diese geflügelte Wort war.

Es ist an dieser Stelle nicht so wichtig, weil es ja hier um Geschichten geht und in diesem Sinne beide schön sind. Und außerdem lässt sich die Begrifflichkeit sogar in Französische übersetzen. Sein blaues Wunder erleben heißt "en voir de bleues" ... und da sind wie schon bei der nächsten Geschichte, denn seltsamerweise gibt's auf französisch ganz viele blaue Redewendungen: "encore un bleu" (grün hinter den Ohren sein), "en être bleu" (von den Socken sein), "bleu de colère" (rot vor Zorn sein), "voir tout en bleu" (alles in rosigem Licht sehen) ... lieber Himmel!

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Muscles from Brussels

Mit der Überschrift bin ich gemeint. Echt. Zumindest bald. Nach zwei Wochen Fitness-Studio gibt es an meinen Oberarmen bereits die ersten muskulösen Anzeichen. Bizeps, Trizeps, Cardio sind meine neuen Freunde. Und dieses Mal muss es einfach klappen mit dem regelmäßigen Studio-Besuch. Meine Erfahrungen als passives Mitglied in einem jungen, hippen Club in Berlin liegen schon Jahre zurück. Aber die Erinnerung an das persönliche Scheitern ist so frisch wie ein Frühstücksei.
Dieses Mal habe ich - gealtert, gereift und im Besitz diversester Selbstüberlistungsstrategien - auf ein angenehmes Ambiente geachtet. Ich dachte, dass ich bestimmt öfter hingehe, wenn ich es da schön finde. Und so ist es. Das Studio meiner Wahl ist in einem typisch belgischen Stadthaus untergebracht (schmale Front, Bel-Etage und steile Treppen von einem Stockwerk zum nächsten). Wozu das gut ist? Naja, beispielsweise erspart das Treppensteigen alleine schon den Stepper und die Hantelübungen vor dem Jugendstil-Spiegel über dem offenen Kamin lassen sogar mich dabei richtig gut aussehen...
Es gibt allerdings eine Sache, die es dort nicht gibt - und die ich mir doch hier in einem belgischen Studio erwartet hätte. Nein, keine frischen Waffeln! Ich meine ein Poster vom Mr. "Muscles from Brussels" himself: von Jean-Claude Van Damme! Muss ich mir wohl selbst mitbringen. Das wird mich bestimmt zusätzlich motivieren. Aber ehrlich gesagt auch daran erinnern, dass dies der erste Blog-Eintrag ist, in dem ich bereits im ersten Satz gelogen habe... nehme also alles zurück, und bekenne, dass es mit meinen Muskelbergen vielleicht noch ein Weilchen dauern kann. Der Titel "Muscles from Brussels" gehört also weiterhin dem belgischen Arnie: Jean-Claude Van Damme. (Ich verneige mich durch Kontraktion der Bauchmuskelpartie und konzentriertem Ausatmen). Dieser soll hier übrigens gleich um die Ecke ein anderes Studio besitzen. Ob das wirklich stimmt konnte ich bisher nicht herausfinden, wohl aber, dass JCvD gerne an die Küste fährt, wenn er in seinem Heimatland Belgien weilt. Wahrscheinlich weil dort immer noch einige der Bodybuilding-Veteranen rumliegen;-)

Sonntag, 10. Oktober 2010

Zeitreise



Wenn man, wie ich, in den 70ern des letzten Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte, dann denkt man sich manchmal beim Durchschauen der Babyfotos, dass es eigentlich ganz cool wäre, dieser Zeit mal einen kurzen Besuch abstatten zu können.

Kleine Zeitreise. Nur mal kurz Vorbeischauen. Um mit eigenen Augen zu sehen, dass die Familiencouch im braunbeigegrün-Mix, die orangefarbene Lampe und die Schlaghosen des Vaters keine etwaigen Fehlversuche im frühen Fotoshop-Stadium waren.

Einfach mal reinschnuppern in die Welt, deren Duft eine Melange aus Zigaretten, Plastik, Käse-Igel und Toast Hawaii gewesen sein muss. Letzterer wurde zwar schon 1955 vom TV-Koch Clemens Wilmenrod kreiert und in der ersten deutschen Kochsendung vorgestellt, aber die Vorstellung dass Dosenananas eine exotische Kochzutat ist, hielt sich in den bundesrepublikanischen Küchen bis weit in die 80er. Kann man alles eine Generation später nicht mehr nachvollziehen: heute beherrschen ganzheitliche Körperertüchtigungen, klassisch-schlichte Wohnformen und die Karotten-Ingwer-Suppe unser Leben. Nicht schlechter - nur anders.

Es gibt aber die Möglichkeit, das Leben meiner Baby-Jahre hautnah mitzuerleben. Zumindest, wenn man in passabler Wochenendtrip-Entfernung zur belgischen Hafenstadt Oostende lebt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sich die 70er so authentisch und großflächig archivieren lassen. Oder wer isst heute noch allen Ernstes am Strand im Schatten eines Betonhochhauses gepresstes Fischeiweiß mit Mayo??

Dienstag, 5. Oktober 2010

Straßenträume


Nomen est omen? Na, wahrscheinlich nicht immer. Als ich vor kurzem an diesem Straßenschild vorbei gekommen bin, habe ich mich kurz gefragt, was wohl Leute denken, die einen Brief mit dem Absender "Champs-Élysées" erhalten - oder noch besser: eine Einladung zu einer Party in besagter Straße. Unweigerlich kommt einem dann wohl das Bild der Pariser Prachtstraße mit dem Triumphbogen in den Sinn. Man freut sich schon darauf, einen Blick in die Schaufenster der Luxusgeschäfte zu werfen, die Wahnsinnswohnung in Augenschein zu nehmen (das muss sie ja sein bei ca. 610 Euro pro Quadratmeter im Monat)und fragt sich unweigerlich, warum die Einlader (die doch immer so normal wirken) nie ein Wort über die überdimensionalen Ausmaße ihres Vermögens verloren haben.

Und dann steht man am besagten Party-Abend genau an dieser Straßenkreuzung. Denkt sich "Na, prima..." und nimmt zeitgleich wahr, dass der Supermarkt gegenüber genauso heißt. Aus der Traum vom neuen Leben in der VIP-Lounge.

Obwohl, vielleicht gibt es ja in dieser Straße genauso viele versteckte Geheimnisse wie so ziemlich überall in Brüssel. Vielleicht handelt es sich bei der Brüssler "Champs-Élysées" um einen Teil der griechischen Mythologie. "Élysées" leitet sich nämlich vom altgriechischen "Elysion" ab und bezeichnet die „Insel der Seligen“, auf die alle Helden verfrachtet werden, die von den Göttern geliebt oder sogar mit Unsterblichkeit versehen wurden. Der Sage nach handelt es sich um eine Landschaft aus paradiesischen, rosengeschmückte Wiesen, auf denen ewiger Frühling herrscht. Zu trinken gibt es einen Nektar-ähnlichen Trank, der ewiges Vergessen aller irdischer Leiden ermöglicht (null Ahnung, ob hier eine Verbindung zum belgischen Trappistenbier hergestellt werden kann). Und die Bewohner von "Élysées"/"Elysion" vertreiben sich ihre Zeit im Schatten von Weihrauchbäumen mit Reiten, Turnen, Würfel- und Lautenspiel .... wie gesagt: vielleicht alles gleich hinter dieser Mauer... Na, prima.

Samstag, 25. September 2010

Slow-Food



Zugegeben: er ist schon etwas mitgenommen, mein "semaine du goût"-Flyer, aber zu meiner Ehrenrettung kann ich behaupten, dass der Fettfleck höchstwahrscheinlich von gutem und - klaro - kalt gepresstem Olivenöl stammt.
Wie es zu Flyer & Fleck kam? Naja, eigentlich ganz einfach: wir hatten Besuch und wollten den abendlichen Restaurant-Gang zu einem Erlebnis machen. Also Laptop an und www.g... fragen. Einer der Treffer war ein Slow-Food-Restaurant 5 Gehminuten von unserer Wohnung entfernt. Nach einer 8-stündigen-Brüssel-zu-Fuß-Tour stand schnell fest: das machen wir. Keine schlechte Entscheidung. Essen & Wein waren ein Traum (der Ober auch ;-)). Und ich erinnerte mich an den Süditalienurlaub vor ein paar Jahren, in denen ich zum ersten Mal Kontakt zu Slow-Food-Restaurants hatte, aber diese Erfahrung schlicht unter "der Wahnsinn" abgespeichert hatte. Einfaches Essen und doch so gutgutgutgutgut...
Warum habe ich mich seitdem nicht mehr damit beschäftigt? Hmmm ... vielleicht, damit ich jetzt ganz aktuell darüber berichten kann. Und mir ein paar zusätzliche Informationen aneigne. Zum Beispiel, dass die Slow-Food-Bewegung in den 80ern aus Italien kam. (Wer jetzt denkt, dass das doch nix mehr mit "B" zu tun hat - weit gefehlt: diese Genuss-Bewegung ging vom italienischen Ort Bra aus, der nahe Turin am Tor zum Barolo liegt ... also immer noch: just be). Der Methanol-Skandal 1985/86 (mehrere Menschen waren an italienischem Wein, der mit Methanol verschnitten war, gestorben) und die Eröffnung des ersten MacDoofs in der Altstadt Roms hatten die traditionellen Genießer Italiens auf die Barrikaden getrieben. Sie verplichteten sich dem guten Essen und schlossen sich zusammen. Interessant an dieser Bewegung ist auch, dass sie (wie die italienischen Umweltbewegung) aus Vorfeldorganisationen der Kommunistischen Partei entstand. Menschen mit Gerechtigkeitsinteresse und mit dem (manchmal unerklärlichem) intrinsischen Interesse an Gerechtigkeit und Gleichheit kämpften auch gegen kulinarische Gleichschaltung. Carlo Petrini, Slow-Food-Gründer, Dario-Fo-Freund, politisch Linker formulierten den Dreiklang: Buono, pulito e giusto - Gut, sauber und gerecht.
Und das schmeckt man!
Als in meinem Sprachkurs voller Euphorie über die Restaurantentdeckung und das Konzept dahinter erzählte, fragte mich eine Freundin aus Osteuropa, ob Slow-Food bedeutet, dass alles noch langsamer abläuft als sonst schon hier in Belgien und ob das Zeichen mit der Schnecke ein Hinweis darauf ist, dass es dort die berühmt-berüchtigten Caricolles (Meeresschnecken in würzigen Sud) gibt, die für manche wie ein nie endender salziger Kaugummi schmecken....
Nunja, so hat eben jede Bewegung ihre Faszination und ihren Erklärungsbedarf...

Dienstag, 14. September 2010

Comic


Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.
Oder zeichnen?
Dann wäre zumindest geklärt, warum Brüssel auch als die Hauptstadt des Comics bezeichnet wird und in keinem anderen Land Europas die Comic-Kultur so verbreitet ist wie in Belgien. Comic ist hier kein Kinder-Ding, sondern eine Kunstform ("die neunte Kunst"). Und diese hat bekannte Vertreter: Tim und Struppi (von Hergé), Spirou (von Franquin), Die Schlümpfe (von Peyo) und natürlich Lucky Luke (von Morris).

In dem Land, in dem es jede Menge politische und kulturelle Streitigkeiten über die "Hauptsprache" gibt, existiert also eine Parallelwelt, die ob ihrer symbolhaften, wortlos aussagekräftigen Kommunikationsform durch Bilder von allen flämisch-wallonisch-und-sonstwas-Auseinandersetzungen unangetastet bleibt.

In surrealistischer Weise schwebte am Wochenende beim Comicfestival am Kunstberg der Luftballon-Polizist über den Köpfen seiner Realo-Kollegen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, scheint in der Comic-Welt alles in bester Ordnung zu sein.

Mit dieser Feststellung hätte ich diesen Beitrag auch gerne abgeschlossen. Allerdings muss ich nach der aus meiner Sicht sehr zweifelhaften Auszeichnung des dänischen Karikaturisten Westergaard im Namen der Pressefreiheit ein großes Fragezeichen dahinter setzen. Auch in der "Zeichen-Sprache" kann es keine Freiheit um jeden Preis geben. Wo Bilder unklar werden, wo sie weiter reichen als sie dürfen, wo sie bewusst überzeichnen und über ihren Rahmen hinausgehen, da muss doch wieder miteinander gesprochen werden. In der richtigen Welt.

Dienstag, 7. September 2010

Italienische Wochen



Okay, das Wort "Wochen" in der Überschrift ist vielleicht etwas übertrieben, aber zum Zwecke des Spannungsbogenaufbaus erlaubt. Gespannt genug? Gut, dann kann ich ja in gemäßigtem, der Wahrheit verpflichteten Tempo fortfahren. Also: es handelt sich nicht um Wochen, sondern eher um die letzten 33 Stunden meines Lebens. Da habe ich zunächst gestern in einem toskanischen Restaurant hier in Brüssel unweit des Europaviertels ziemlich grandiose Ravioli zu Mittag gegessen. Da einem Nudeln ja zu Lauf-Höchstleistungen treiben können (ich glaube allerdings, dass man dann dafür die Salbeibutter weglassen muss - egal), bin ich anschließend mit dem besten aller Ex-Mitbewohner meine Brüssel-Stationen aus den ersten Monaten hier abgelaufen (ohja, diese Stadt ist wesentlich hügliger als man denkt), wozu auch eine italienische Buchhandlung gehört, die ganz hinten auch Snacks und Getränke verkauft und nach 18 Uhr zur Weinbar mit Häppchen umfunktioniert wird. Alla grande! Und wie wir da so mit dem Wässerchen vor der Buchhandlung saßen (weil wir doch Wein schon zu den Nudeln hatten), kam mein ehemaliger italienischer Nachbar (aus dem Hochhaus mit dem Pannen-Lift) vorbeigeschlendert. So klein ist Brüssel. Und so italienisch. Signore S. habe ich gleich heute wiedergetroffen (er kennt das Pastarestaurant auch und bekam bei Erwähnung des gestrigen Mittagessens leuchtende Augen und ich konnte seinen Magen knurren hören) und jetzt bin ich im Besitz zweier Adressen: eine vom besten Prosecco-Ladens außerhalb Norditaliens und eine von dem Laden, in dem man die besten Rotweine Süditaliens erstehen kann. Angeblich.
... ja, und so können aus den italienischen Stunden vielleicht doch noch Wochen werden. Buono, bravo, bello, bene! Just B.

(kleine Anmerkung zum Bild: nein, ich habe mich nicht vom Vegetarismus verabschiedet - es handelt sich bei der Schinkenscheibe um den Flyer des Buchladens;-))

Freitag, 3. September 2010

Rentrée



Ferien war gestern, jetzt herrscht hier allerorts "Rentrée". Wörtlich übersetzt heißt es Rückkehr (aus dem Sommerurlaub) oder Wiederauftreten (des alltäglichen Einerleis ;-)). Und jahreszeitlich wird damit hier in Belgien (und auch in Frankreich) die Phase zwischen Ende August und Oktober bezeichnet. Während für acht Wochen das öffentliche Leben brach lag (und die Belgier an sämtlichen Stränden Europas), pulsiert jetzt wieder Leben durch die Blutbahnen der Stadt. Und das "Rentrée"-Angebot hat wirklich für jeden was zu bieten. La rentrée scolaire bezeichnet den Schulanfang, la rentrée political die Wiederaufnahme der politischen Geschäfte und Hahnenkämpfe und la rentrée social nicht etwa die Wiedereröffnung der Restaurants sondern die Fortsetzung der Tarifverhandlungen.
Viele hier wünschen sich sicherlich auch ein rentrée de football, genauer gesagt eines der "roten Teufel", wie die belgische Nationalmannschaft genannt wird. Seit acht Jahren schon haben sie nicht mehr erreicht als die Teilnahme bei der WM 2002. Weltranglistentechnisch liegen sie damit hinter Staaten wie Gabun und Burkina Faso auf Platz 48, also irgendwo im Niemandsland. Ja, aber wenn man aus Deutschland kommt, ist es natürlich wirklich etwas schwierig, sich heute Abend beim Daumendrücken für eine Seite zu entscheiden. Gerne würde ich das bel-Team unterstützen, aber andererseits kann ich ja Jogis Jungs nicht hängen lassen. Ich handhabe es dann in dieser Frage einfach mal wie Queen Liz und sage gar nichts und lasse im Zweifelsfall alles von meinem Palastsprecher dementieren.

Freitag, 27. August 2010

Storyteller



Manchmal sind Dinge beim bloßen Draufschauen tierisch langweilig. Oder nichtssagend. Oder irreführend. Zum Beispiel Satellitenfotos vom Mars. Oder königliche Gewächshäuser voller Geranien. Oder abgedeckte Tische auf einer Café-Terrasse.
Deshalb haben kluge Menschen (oder überirdische Kräfte) vor langerlanger Zeit das Geschichten erzählen erfunden. Heute wird es hauptsächlich dazu benutzt, Waren an den Mann und Schönheitsprodukte an die Frau zu bringen, Wahlen zu gewinnen oder sich selbst im Freundes-/naja, fast, eher Zuhörer-/kreis eine gewisse Stellung zu sichern.
Dabei ist "Geschichten erzählen" (Storytelling) mittlerweile eine "anerkannte Methode, mit der explizites, aber vor allem implizites Wissen in Form einer Metapher weitergegeben wird. Die Zuhörer werden dabei (auf irgendeine Art und Weise, Anm. d. Bloggerin) eingebunden und können so den Gehalt der Geschichte leichter verstehen und eigenständig mitdenken. Das soll bewirken, dass das zu vermittelnde Wissen besser verstanden und angenommen wird. Heute wird Storytelling neben der Unterhaltung durch Erzähler unter anderem auch in der Bildung, im Wissensmanagement und als Methode zur Problemlösung eingesetzt."
HA! Ich wusste doch irgendwie immer, dass es gar nicht sooo unnütz ist, sämtliches Halbwissen abzuspeichern und dann auf den Brüssel-Stadtrundgängen mit diversen Besuchern in Szene zu setzen. Auf den Foto oben ist beispielsweise die regengeschützte Außenbestuhlung der Café-Bar zu erkennen, die sich am Fuße des beeindruckenden Kunstberg Brüssels befindet. Die Deko dieser Bar besteht aus einer riesigen Alu-vergoldeten-knittrigen-Riesenplastik des belgischen Künstlers Arne Quinze - na, klingelt's? Nö? Also tat es bei meinen Stadtführungsopfern auch nicht (aber die waren ja auch aus Amerika). Zumindest erstmal, denn dann habe ich ergänzt, dass es sich bei diesem Künstler um den zweiten Ehemann von Boris Beckers Ex-Frau handelt. Na - jetzt? Dämmert's? Meinen Rundgeführten schon. Aus Dankbarkeit für all diese (unnötigen?) Infos haben sie mich auf einen Rotwein auf eben dieser Terrasse (mit einem sehr schönen Blick über Brüssel) eingeladen. Kaum hatten wir uns gesetzt und bestellt, fing es an zu regnen und um uns herum wurde abgebaut und abgedeckt ... I could tell you another story...

Samstag, 21. August 2010

Ice Bag

Der Sommer ist zurück. So richtig. Und mit ihm sommerliche Alltagsgegenstände aus der Rubrik "kauf es und es wird dir mehr nützen als schaden". Dinge also, die die Welt nicht braucht, aber der einzelne Erdenbürger schon. Z.B. der/die/das Ice Bag, womit der Besitzer einen Teil seiner Markteinkäufe tätigen kann.
Dabei kann und soll nicht unerwähnt bleiben, dass Brüssel aufgrund seiner Aufteilung in 19 Gemeinden über ein sehr reichhaltiges Angebot an Märkten verfügt. Man kann quasi jeden Tag in einem anderen Viertel auf Obst-, Gemüse-,Käse-, Wurst- und Wasweißichnochwas-Jagd gehen. Auf den meisten wird aber nicht nur geshoppt sondern auch gegessen und getrunken. Und der Belgier wäre kein Belgier, wenn er auf der Straße mit seinem Hang zur gehobenen Küche und teuren Lebensmitteln brechen würde. Deshalb werden an kleine Plastikstehtischen Austern, Schneckensuppe und auch das ein der andere Glas Champagner konsumiert - gesellschaftsschichtenübergreifend.
Wer einen Plastiktisch etwas entfernt der Bar ergattert hat und sich mit einem Glas des Schaumweins nicht zufrieden geben will - für den hat die Konsumgüterindustrie folgendes Teil gefertigt. Und wo Ice drauf steht ist auch Eis drin (das bekommt man dann beim Kauf dazu). Momentan gibt es diese Dinger hier für 7 Euro im Sommerschlussverkauf im Supermarkt... cool ;-)

Donnerstag, 19. August 2010

Gartenterror



Heute scheint die Sonne.
Nach zwei Tagen regnerischen Brüssel-Wetter im August sollte diese schlichte Feststellung genügen, mich in einen Taumel der Glückseligkeit zu versetzen. Ideale Wohlfühlbedingung: Sonnenschein, etwa 25 Grad, ein laues-fast-erfrischendes Lüftchen, das dann und wann vobei weht.
Aber? Was mach ich?
Ich wünsche mir den Regen zurück. Wünsche mir, dass ich guten Gewissens NICHT auf dem Balkon sitzen kann/muss. Wüsche mir von grauen Häuserfassaden umgeben zu sein und nicht von üppigen Gärten. Wünsche mir, dass die Leute um mich herum faul und desinteressiert sind. Und ich wünsche mir, dass ich endlich wieder das Hintergrundgeräusch Autolärm wahrnehmen kann (das ist doch sonst immer und überall in Belgistan möglich!).

(... nein, ich habe heute noch keine Drogen zu mir genommen - falls diese Frage bei der geneigten Leserschaft aufgetauchtsein sollte...)

To make a long story short (jaja, ich weiß, das mir das nie gelingt): Es geht um die Gartenarbeit (nicht um meine - isch 'abe nämlich gar keinen grünen Daumen - ergo keine Pflanzen). Die findet hier seit Stunden unter Einsatz aller technischen Geräte, die der Baumarkt dafür im Angebot hat statt. Es ist eine Geräuschkulisse, die mich in Anlehnung an die Abstammung des Wortes Lärm in höchste Alarmbereitschaft versetzt ("Lärm" stammt von italalienischen "all'arme", also: „zu den Waffen!“ ab und hat somit eine eindeutige Wortsverwandtschaft mit „Alarm“).

Warum ist den Gartenarbeit eigentlich nur bei schönem Wetter möglich? Können denn die Hecken und Wiesen nicht auch an Regentagen zurechtgestutzt werden? Davon gibt es doch viele hier...und dann sind alle Fenster zu ... und dann... ach, schööööön, das fleißige Gärtnerlein hat die Kettensäge gegen den Gartenschlauch eingetauscht.
Und ich kann endlich wieder dem Klang der Polizeisirene lauschen ;-)

Sonntag, 15. August 2010

Moules frites



Da es heute schon den ganzen Tag entweder regnet oder zumindest der Himmel durch regenschwangeren Wolken verhangen ist, habe ich schon fast vergessen, was für ein schöner, lauer Sommerurlaubsabend es gestern war. Und da diese mit dem ausklingenden Sommer immer spärlicher werden, muss man einen solchen natürlich entsprechend genießen.

Haben wir gemacht und sind mit unserem Brüsselgast zum Muschelessen gegangen. "La nouvelle saison des moules de Zélande" hat schließlich schon begonnen, und wo, wenn nicht in Brüssel, hat man so viele Möglichkeiten unterschiedlichste Muscheln-und-Fritten-Kombinationen zu testen. Ob ganz klassisch mit Weißwein, mit viel Gemüse à la provencal, anti-vampirisch mit Unmengen an Knoblauch oder exotisch-scharf durch Pili-Pili, jeder (der Muscheln mag, na klar) wird hier seine Geschmacksrichtung finden. Moules frites (Muscheln mit Fritten) ist ein Klassiker der belgischen Küche. Und wer einmal vor einem dampfenden Topf saß und sich Muschel für Muschel zum köstlichen Sud vorgearbeitet hat, der wird verstehen, dass ich gerade eine kleine Schreibpause machen muss, um etwas zu essen, weil mir beim Gedanken daran das Wasser im Munde zusammenläuft.

Okay, vorher noch was Wissenswertes: die Muscheln, die hier in Brüssel und in weiten Teilen Belgiens verzehrt werden, kommen nicht von der belgischen Küste, sondern werden aus der niederländischen Region Zeeland importiert. Das scheint den Belgier aber in keinster Weise zu stöhren: zwei Drittel der gesamten Muschelernte aus der Osterschelde in Zeeland (50 Millionen Kilo) werden hier pro Jahr verzehrt - damit dürfe schon klar sein, wer die europäische Rangliste in dieser Disziplin anführt. Und wir haben gestern unseren Teil dazu beigetragen - unser neuer Sommersport...

Sonntag, 8. August 2010

Ferienküche


Normalerweise beruhigt man sich hier in Brüssel gegenseitig mit der Überzeugung, dass die Stadt zwar ziemlich viele Gefahren beherbergt, der Hungertod jedoch garantiert ausgeschlossen ist. Waffeln, Fritten, Pralinen, Märkte allerorts und Restaurants so weit das Auge reicht. Es soll Leute geben, die ihre Wohndauer in dieser Stadt nicht in Monaten oder Jahren angeben, sondern in Kilos.
Momentan sehe ich allerdings bei meinen Streifzügen durch die Stadt (diese finden vermehrt in Begleitung von Gästen aus der Heimat statt - schöööön) bedenklich viele Schilder an Restaurants und Geschäften, die einem im ersten Moment eine schöne Ferienzeit wünschen. Hält man allerdings einen Moment inne und realisiert, dass man ja nicht zu den Sommerstadtflüchtlingen gehört, sondern sich aufgrund des Neu-hier-seins für Ferien in der Stadt entschieden hat, dann überkommt einem auf ein Mal ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend (wo sonst?), dass dies vielleicht Vorzeichen einer Nahrungsmittelknappheit in der kulinarischen Hauptstadt Europas sein könnten.
Vielleicht wird das "Leben und leben lassen" bald zum "Leben lassen" weil die Grundversorgung mit Gebäck, Frittiertem und der Plat du jour aus aller Herren Länder nicht mehr garantiert werden kann.
Dass Freunde in der Not unbezahlbar sind, ist bekannt. Aber dass diese Freunde in unserem Falle auch noch über ein ungeahntes, unglaubliches Kochtalent verfügen, und wir heute den zweiten Abend mit original-indischem Essen (ja, die Reste wurden uns vorsorglich in Plastikdosen mitgegeben)verbringen können, ist eine Urlaubsüberraschung. JA, so können die kulinarischen Ferien in Brüssel weitergehen. Bonnes vacances!

Montag, 26. Juli 2010

Hunde 4



Ich habe schon lange nichts mehr über Hunde, Hundeschilder und deren Bedeutung geschrieben (Folge 1-3 siehe März-Archiv). Es gab einfach keine neuen mehr im Stadtgebiet.
Aber es gibt eine goldene Regel fürs Hundeschildergeschichtenschreiben (die man 1:1 auch auf alle anderen Lebensbereiche anwenden kann): Wenn nichts mehr weiter geht, muss man selbst weitergehen. Zum Beispiel an die belgische Küste (okay, das ist jetzt vielleicht nicht in allen Lebensbereichen sinnvoll...).
Egal. In meinem Falle war es richtig. Denn dort stand es dann unverhofft vor mir: das neue Hundeschild. Und ich habe viel über das Leben und das Meer gelernt, denn wie ich so auf das Schild schaue und dem Kreischen der Möwen lausche, wurde mir klar:
Die Gezeiten werden nicht nur durch die Gravitation des Mondes und der Sonne verursacht, sondern auch durch Hoch- und Nebensaison der belgischen Urlaubsgebiete. Der Strand ist da von November bis Februar und weg von März bis Oktober. Ein großes Naturspektakel - zumindest aus Sicht der Vierbeiner... da-weg-da-wieder weg... und das ein ganzes Hundeleben lang. Man bezeichnet dieses Phänomen auch als Gassi-Gezeiten.
Fazit: Reisen bildet - und Hundeschilder auch.

Montag, 19. Juli 2010

Marokkanische Hühnchenhuldigung



Eigentlich kann ich gerade gar keinen richtigen Eintrag verfassen, da mein Hirn in den "Grillhähnchen-Temperaturen" einfach wegzuschmelzen scheint.
Und somit sind wir ja aber schon beim Hähnchen - und da wollte ich hin. Denn es gibt eine so schöne Legende über den Brüssler, die ich dem Blog nicht vorenthalten will. 1371 kämpften die Brüssler demnach in der Schlacht bei Gelsenkirchen und zwar unter Wenzelslaus von Luxemburg. Oder zumindest sollten sie das tun. Als es konkret wurde, wandten sie sich an den Feldherren und berichteten ihm, dass sie leider nicht für den Kampf zur Verfügung ständen, da sie keine adäquate Ausrüstung hätten. Dieser wunderte sich, da alle Soldaten doch vorher ein gewisses Budget für die Ausstattung erhalten hatten und die Brüssler auch mit beladenen Wägen hier angerollt waren. Er ließ die Fahrzeuge der vermeintlich faulen Soldaten untersuchen - und musste zu seinem Erstaunen feststellen, dass die Brüssler dieses Geld allein in Proviant investiert hatten. Seit dem 14 Jahrhundert werden die Brüssler also schon "Kiekenfretters" (Hühnchenfresser) genannt.
Ja, und dem wollte ich huldigen und dachte bei der Einladung an Gäste für den heutigen Abend an ein marokkanisches Buffet - quasi ums Hühnchen herum - um die Hitze des Tages kulinarisch zu kühlen. Coole Idee, aber leider hat die ganze Aktion die Köchin Stunden des Einkaufens und des Marinierens gekostet, so dass ich dermaßen am Ende bin und gleich auf eine Fertigpackung Falafel zurückgreifen muss. Ob das gelingt? Solange das Hühnchen auf dem Tisch steht, sollte es in dieser Stadt zu keinen Ausschreitungen führen...

Montag, 12. Juli 2010

Congratulations!



Zu Beginn der Fußball-WM dachte ich, dass sich jetzt jedes Spiel anhört wie ein Formel-1-Rennen. Zwischendrin dachte ich, dass ich mich schon fast dran gewöhnt hätte. Zum Schluss dachte ich, dass ich diese dämlichen Tröten jetzt echt nicht mehr ertragen kann.
Und jetzt, einen Tag später kehrt sie in mein Leben zurück: die Vuvuzela.
Ich hatte sie schon längst vergessen. Nein, nicht die Krachmacher im Stadion, sondern das seltsame überdimensionierte Instrument in der Nähe des Gare du Midi hier in Brüssel. Aber heute bin ich quasi drübergestolpert. Und deshalb gibt es jetzt an dieser Stelle zum letzten Mal quasi eine veroptisierte Version des Fangetrötes...
... nicht für den neuen Weltmeister (denn der wurde ja schon gefeiert), sondern für meine Cousine Sabine (die ihren Geburtstag morgen feiert). An sie und an alle, die auch außerhalb des Spielfeldes den Ball sowohl flachhalten als auch präzise reinmachen können: Congratulations! ;-)

Samstag, 10. Juli 2010

Sommerfrische

... in dem Moment, in dem ich die Überschrift eintippte, kam tatsächlich der erste Windhauch des Tages durch das gekippte Küchenfenster.
Abgesehen davon ist es schwül. Drückend schwül. So, dass man meint, die Luft zerschneiden zu können.
Und es ist Sommerpause. In Brüssel stehen die Uhren jetzt für 2 Monate still. Alles bewegt sich raus aus der Stadt: Handwerker, Ärzte, Freunde. Alle erst wieder in 8 Wochen erreichbar. Dornröschenschlaf in der europäischen Hauptstadt. Stadtmagazine erscheinen erst Ende August wieder und Supermärkte, die bisher am Samstag Nachmittag immer brechend voll waren, wirken derzeit eher wie Shoppingcenter in Zentralmeckpom.
Dafür ist es aber jetzt möglich, einen Ausflug Richtung Sommerfrische zu starten. An die belgische Küste. De Haan - diese Woche getestet - erfrischt und entspannt!

Montag, 5. Juli 2010

Eddy-Merckx-Gedächtnistour

Ganz zu Beginn meines Studentenlebens habe ich mal jemanden kennengelernt, der die Tour de France zuhause vor dem Fernseher auf dem Hometrainer mitgefahren ist...
Hätte nie gedacht, dass ich mich mal daran erinnern würde. Es fiel mir aber heute wieder ein, als ich zum ersten Mal im Leben live an der Rennstrecke weilte.
Warum? Na, weil in diesem Jahr die erste Etappe nach Brüssel und die zweite von Brüssel wieder weg führte. Um den 65. Geburtstag von Eddy Merckx und sein Vermächtnis an den Radsport zu feiern. Wer und was war das nochmal? Ah ja: der von den Belgiern geliebte und heute bejubelte Radrennfahrer (in Rente) war - gemessen an Qualität & Quantität seiner Siege – der erfolgreichste in der Radsportgeschichte. Weil er, wenn man alle in Holland und Belgien sehr beliebten „Kirmesrennen“ dazu zählt, zwischen 1965 und 1978 insgesamt über 530 Radrennen gewonnen hat.

Und deshalb musste er heute auch nicht mehr in die Pedalen treten, sondern durfte im roten Cabrio voraus fahren.
Und sich bejubeln lassen... "Eddyyyyyyyyyyyy"
Wenn man ganz genau hinschaut, kann man ihn sehen:

Sonntag, 4. Juli 2010

Feierlaune



Dieses gigantische Feuerwerk konnte man gestern Nacht auf dem Place du Luxembourg direkt vor dem europäischen Parlament bewundern. Es krachte, blitzte und funkelte in dieser lauen Sommernacht, weil Belgien seit dem 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft inne hat. Man möchte sich fast wünschen, dass die Präsidentschaft ähnlich perfekt organisiert und dabei so entspannt in der Ausführung werden wird wie dieser Abend.

Nunja, zumindest haben die Belgier mit dieser Feier ein gutes Zeitgfühl für die Bedürfnisse ihrer europäischen Nachbarn bewiesen. Die waren nämlich in Feierlaune - eher aus weltsportlichen als aus europapolitischen Gründen: Spanier und Deutsche feierten & tanzten gemeinsam und ausgiebig. Das sollte man doch zumindest mal vor dem Spiel am kommenden Mittwoch festhalten.

Samstag, 3. Juli 2010

Grillhähnchen-Feeling



Bitte gleich noch mal das Foto anschauen.
Geübten und einfühlsamen Betrachtern wird es vielleicht gelingen, sich in das Grillhähnchen hinein zu versetzen.
Sie werden das das ständige Abperlen von Flüssigkeit auf der Haut spüren und merken, wie die Hitze immer tiefer und tiefer in den ganzen Körper eindringt. Sie werden sich hin und her drehen und versuchen dieser misslichen Lage zu entkommen.
Sie werden mich dann verstehen.
Denn genau so habe ich mich gestern gefühlt.

Allen Menschen, die Brüssel mit Dauerregen verbinden sei gesagt: diese Stadt kann auch anders. Momentan herrschen hier hochsommerliche Außentemperaturen. Das ist toll und ich bin ohne Zweifel ein Sommerkind, genieße jeden Sonnenstrahl and alles über 25 Grad.

ABER falls man noch nie in einem Trainingscamp für Grillhähnchen war, sollte man derzeit darauf verzichten, eine Tram in Brüssel zu besteigen. Ansonsten: siehe Foto.

Dienstag, 29. Juni 2010

andthisisafrica



Ist schon toll, so eine Fußball-WM. Immer. Spielplan, Dosenbier und Hup-Kommunikation habe ich schon erwähnt. Mag ich. Jetzt gibt es noch einen drauf: Fußball-WM ist gut, denn dann lernt man seine Nachbarschaft kennen. Manche von denen haben nämlich einen Garten nach hinten raus - und der ist jetzt quasi zum regional public viewing point mutiert. Heißt: Grillpartys mit Jubelschreien. (Und wir haben uns vor zwei Wochen entschieden, lieber einen Elektrogrill zu nehmen - wegen der Nachbarn...)

Aber irgendwie ist es ja auch total interessant auf diese Art und Weise seine Umgebung kennenzulernen. Nach dem letzten Wochenende weiß ich: hier leben glückliche Deutsche (Jubel& Würstchen) und leidende Engländer (Trauer & Steaks).
Heute war festzustellen: Japaner und Leute aus Paraguay (oder wie nennt man nochmal die Einwohner dort?)scheinen nicht hier zu wohnen. Oder nicht öffentlich zu grillen. Oder dies nicht mit Jubelrufen zu tun.
Und gerade eben: Ein herzzerreissender Schrei nach über 60 Minuten Spiel. "Viva Espana!" Olà, auch Spanier leben hier!

Dienstag, 22. Juni 2010

Fußball-WM



Es mag schon sein, dass derzeit in Südafrika die Vuvuzelas verantwortlich für den typischen Sound des Fußball-Spektakels sind. Hier in Brüssel sind es momentan eindeutig die Auto-Hupen.

Und zwar nach dem Spiel. Nach jedem Spiel. Zunächt drei, inzwischen vier Mal täglich setzt sich in Brüssel ein ein Autokorso der jeweiligen Gewinner-Nation in Gang. Gibt ja sämtliche Landsmannshaften hier. Und die fahren dann los: mit Sack und Pack und Fahnen und Freunden und eben mit Dauerhupen.

Ich habe mit in den letzten Tagen schon überlegt, ob man nicht Hupkonzerte in Morsezeichen-Manier einführen sollte. Damit man bei dem ganzen Lärm wenigstens was über das Ergebnis oder die Highlights des jeweiligen Spiels erfahren könnte. Wäre doch ganz praktisch. Dann könnte ich während der Spielzeit von A nach B laufen, wäre aber durch das anschließende Hupkonzert dennoch in der Lage meinen Spielplan ausfüllen und mit meiner internationalen Lerngruppe (die sich nachher in B trifft) über die Spiele zu fachsimpeln...

...obwohl: dann würden wir wahrscheinlich im Test morgen ziemlich schlecht abschneiden, und das wiederum wäre für unsere Lehrerin die zweite herbe Niederlage nach der desaströsen Performance der Equipe tricolore in Südafrika.
Hmm, also, wenn ich es recht überlege, dann sind uninformative Hupkonzerte vielleicht doch die bessere Variante.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Kurzurlaub

Heute war ich auf dem Markt in Molenbeek. In diesem Stadtteil von Brüssels leben besonders viele marokkanischer Einwanderer. Und sie leben nicht nur dort, sondern kaufen auch alle jeden Donnerstagvormittag auf dem Markt gleich bei der U-Bahn-Station "Comte de Flandre" ein. Und ich mache das auch seit ein paar Wochen. Mir gefällt dieses nordafrikanische Markttreiben total: Minzduft, arabische Verkaufsrufe, Oliven in allen Geschmacksrichtungen und egal, mit was man sich auf der U-Bahnfahrt noch beschäftigt hat, man ist von einem Moment auf den anderen plötzlich in einer komplett neuen Welt.
Heute wurde dieses Vergnügen durch eine polnische Freundin, die mich begleitete, und einen Italiener, der den Käsestand beherrschte, noch getoppt. Mit Händen und Füßen haben wir uns so lange verständigt, bis jeder den Preis des Käses in jeweils vier Sprachen wiederholen konnte. Schade, dass man auf diese Weise keine Grammatik lernt, denn dann könnte ich einfach den ganzen Tag einkaufen gehen und müsste nicht bis zum Sprachkurs-Test in der nächsten Woche fleißig lernen...

... dieses Bild respektive Straßenschild gehört zwar zu einem ganz anderen Stadtviertel, aber ich finde es passt irgendwie zu diesem Markt. Vor allem, weil ich mich jedes Mal, wenn ich daran vorbei laufe, frage, ob es sich bei der Carrosserie de l'Orient um eine Werkstatt für fliegende Teppiche handeln könnte??

Dienstag, 15. Juni 2010

Girlsclub


Clubs im klassischen Sinne (also der Gentlemen’s Club als Vereinigung der Angehörigen der britischen Upper Classs) sind eigentlich nur was für alte Männer.
Ein Treffpunkt, Fixpunkt, gar ein Rückzugsort, um in adäquater Atmosphäre genüsslich an dicke Zigarren zu ziehen, 'nen Whisky dazu zu nippen und gleichzeitig wichtige Gespräche mit Männern zu führen, die quasi in derselben Situation sind.
Wenn man es nicht so klassisch definiert, dann gehören da alle regelmäßigen Treffen von Menschen dazu, die das gleiche Interesse/Hobby/Verlangen haben (Bücher/Tennis/Swinger).
Hier in Brüssel gibt es viele Leute (meist Frauen, aber durchaus auch Männer), die in diese Stadt "mitgekommen" sind. Ob aus Interesse/Hobby/Verlangen sei dahin gestellt. Aber ich habe einge von ihnen in meinem Sprachkurs getroffen. Aus allen Ländern, die derzeit zur Europäisch Union gehören oder gehören wollen. Wir unterhalten uns auf englisch und lernen gemeinsam französisch. "Welcome to the Club" hieß es zu mir - und danach haben wir (dann tatsächlich nur die Frauen) genüsslich Mittagessen zelebriert, 'nen Wein dazu genippt und gleichzeitig wichtige Gespräche mit Frauen geführt, die quasi in der selben Situation sind.
Clubbing à Bruxelles - c'est cool.

Donnerstag, 10. Juni 2010

BBQ



Endlich: Grillsaison! BBQ! Ich liebe es (obwohl ich weder Flesch noch Wurst esse)! Aber beim Angrillen in Brüssel gibt es dann doch zwei Punkte Abzug in der B-Note:

1.) letztes Wochenende wurde (in Deutschland) der ersten Elektrogrill in life erworben - Fazit: es macht schon schon Sinn und Spaß mit Kohle zu grillen - sonst riecht es nicht nach Texas und fühlt sich auch nicht so an. Aber ok, die haben dort ja auch keine Nachbarn auf dem Balkon nebenan...oder erschießen sie einfach, wenn sie sich beschweren.
2.) die vorgebrühte Grillwurst ist dem Belgier fremd (wahrscheinlich weil er essenstechnisch dem Franzosen gleich kommt und dieser der simplen Wurst nicht die gleiche Bedeutung beimisst wie der Deutsche)... und somit hat die Zubereitung der rohen Wurst auf der heißen Platte dann doch die Geduld der Wurst-Esser auf die Probe gestellt.

Ansonsten war es aber toll, weil das Brüssler Wetter meist abends besser/sonniger ist als am Rest des Tages, weil es hier Dosenbier gibt (...hurra! .... jaja, nicht öko-pc, aber wunderbar) und weil das Zusammensein mit Menschen, die Brüssel und die belgische Lebensweise ebenso genießen wie man selbst, einfach großartig ist!

Samstag, 29. Mai 2010

IKEA

Billy - noch so eine B-Konstante, die sich durch mein Leben zieht...
Nein: kein Mann, kein Pferd - richtig: das Regal.
In meiner Studenten-WG war's quasi noch ein Highend-Möbelstück. Alternativ zu übereinandergestapelten Weinkisten oder simplen Holz-Kellerregalen, die auch als Bücherregal taugten. In der Praktikumszeit dann sowas wie der Grundstein zur Schrankwand. Beim Zusammenziehen mit dem Partner sorgte Billy für Gesprächsstoff à la "Wer hat die bessere Farbe ausgesucht?" und "Wer hat mit welchen Hilfsmitteln aufgebaut?": Und selbstredend sorgte es gleich danach auch für Konfliktpotential: "Welches Billy bleibt?".
Nun also der Umzug ins Ausland. Müssen die Billys mit? Nein, schließlich ist man erwachsen und benötigt dieses Regal so wenig wie das Alete-Gläschen (nur um hier mal Wettbewerbsgleichheit herzustellen /nein, dies ist kein Werbeblog). Oder vielleicht doch mitnehmen? Denn schließlich kann man sie ja im Keller oder Abstellraum bestimmt gut gebrauchen.
Das Ende vom Lied: Sie stehen jetzt nach wie vor das Wohn- und Gästezimmer.
Letztes Wochenende sollte es dann kurz noch was Praktisches für neben den Schreibtisch sein ... "Hello Billy, nice to meet you in Belgium!". Aber so vertraut der Gang in den schwedischen Möbelladen dann auch war: EINEN Unterschied zum Rest der Welt gibt es in Brüssel IMMER: Waffeln! An der Stelle, bei der bei IKEA überal auf der Welt (wahrscheinlich) Hot-Dogs verkauft werden, gibt es für den belgischen Waffel-Junkie das das ersehnte Gebäckstück, präsentiert auf schwedischem Furnier ... einfach unglaublich ... aber das passt ja dann auch irgendwie zur Geschichte "Nie wieder Billy": beides ist für Menschen, die weder den Waffeln noch Billy verfallen sind, schwer nachvollziehbar...

Freitag, 28. Mai 2010

Dreifaltigkeit



... nur als kleiner Nachtrag, weil es mir am letzten - seeeehr sonnigen - Pfingstwochenende beim Blick auf die Trinidad-/Dreifaltigkeits-Kirche (also Vater-Sohn-Heiliger Geist - und nicht die Fußballmannschaft mit Tobago)eingefallen ist (also ehrlich gesagt wird das jetzt eine kleine Klugscheißrunde...): Pfingsten ist ja der Feiertag des Heiligen Geistes (also so wie Weihnachten für Jesus). Und das Pfingsten-Storyboard ist quasi die Beschreibung des Wunders, dass ab diesem Moment die Jünger, die in Jerusalem (das schon immer sehr international war) zusammengetroffen waren, plötzlich in sämtlichen Sprachen sprechen konnten und auch alles verstehen. Damit wurde aus christlicher Sicht die „Babylonische Sprachverwirrung“ aufgehoben, mit der Gott die Menschen für den Turmbau zu Babel bestraft hatte (somit: Koordinierung für einen neuen Bau: impossible).
Irgenwie finde ich, dass diese Geschichte zu Brüssel passt. Alle kommunizieren hier. Ständig. In sämtlichen Sprachen. Bestimmt nie perfekt - aber es gibt so einen Geist, der da über allem schwebt: das "on s'arrange" ("Man versteht sich/ man arrangiert sich/ man wird schon irgendwie parat kommen"). Ein - finde ich - sehr Brüssler/belgischer Umgang mit den Widersprüchlichleiten des Lebens. Pfingsten hier hat sich also die Sonne verdient!

Donnerstag, 27. Mai 2010

Tomatenküche



Habe beschlossen diesem Bild doch einen ganz eigenen Beitrag zu widmen. Denn erstens hat es eine Geschichte, zweitens einen Zwillingsbruder und drittens eine Mission. Und das sollte doch für ein paar Zeilen reichen.
Die Geschichte? Es war ein selbstgemaltes Geschenk meiner Schwester an mich, als ich vor mehr als 5 Jahren in die letzte Wohnung in Berlin eingezogen bin. Dort fristete es allerdings ein Schattendasein im Spalt zwischen Waschmaschine und Kühlschrank.
Womit wir beim Zwillingsbruder wären: es gab nämlich ein zweites Bild, mit Zitronen statt Tomaten, und das passte farblich einfach besser in die letzte Küche.
Nun muss ich vielleicht zufügen, dass ich fast nichts so gerne mag wie Tomaten (Ja, bei der Inselfrage "Was würden Sie mitnehmen...", wäre eins der drei Dinge sicherlich Tomate und die weltbeste Tomatensoße war quasi der nonverbale Heiratsantrag von Herrn B.) - und deshalb steht das Tomatenbild jetzt endlich im verdienten Mittelpunkt der neuen Küche in Brüssel. Und es hat eine Mission: es steht als Hinweis dafür, dass jetzt mehr zuhause gekocht wird!
(Zugegeben: bei den Restaurantpreisen ist das reiner Selbstschutz;-) Naja, alternativ könnte es daran erinnern, dass genügend Tomaten-, Dosentomaten- oder Ketchup-Vorräte im Haus sind...)
@Christiane: Merci beaucoup!

Mittwoch, 26. Mai 2010

Erdbeerzeit



Manchmal bin ich zu ungeduldig - mit mir selbst, mit anderen, beim Anbraten von Fisch und wohl auch beim Erdbeer-Einkauf sowie beim Wetter.
Heute hat es hier wie aus (sehr großen) Eimern gegossen - und damit waren quasi gleich beim Aufwachen all meine Tagespläne zerstört. Ich hatte mir eine Mittwoch-Liste geschrieben: mit Dingen, die gemacht werden müssen, aber keinen Spaß bereiten (ich erzähle die Arbeitsamtsstory ein anderes Mal, ok?) und zum Ausgleich mit Dingen, die richtig nett sind (dazu gehörte der erste Besuch des Mittwoch-Marktes hier um die Ecke auf dem Place du Châtelain).
Shit, bei dem Wetter hatte ich natürlich weder Bock auf das eine noch auf das andere und habe mich der kleinen indoor-to-do-Liste gewidmet (und war kurz davor über das Brüssler Wetter zu schimpfen - aber das war ja bisher so gut zu mir, dass ich mich nicht traute).
Wie gesagt, manchmal bin ich zu ungeduldig. Denn den Ämtergag musste ich ja machen, und dannach war das Wetter zumindest so gut/trocken, dass ich auch dem doch noch den Markt in Angriff nahm. SEHR gute Entscheidung! Die Atmosphäre dort zieht automatisch alle Mundwinkel nach oben - versprochen ;-) Habe unter anderem Erdbeeren gekauft (1,5 Kilo belgische für 5 Euro). Und endlich die einfache Antwort auf die Frage gefunden, die mich die letzten Wochen im Supermarkt beschäftigt hatte: Wer kauft denn 500g Erdbeeren für 5 Euro? Na? Natürlich bezahlt der, der nicht warten kann. Der muss einen höheren Preis zahlen oder die billigeren aus Spanien nehmen (habe ich hier aber nicht so oft gesehen). Denn Saison ist Saison - und es ist ja kein Geheimnis, dass die Sachen, die gerade Jahreszeit haben eingach auch besser schmecken.
Also: ruhig Brauner, immer schön warten. Alles hat seine Zeit: die Erdbeeren und auch die Sonne (die heute Abend dann doch noch kurz raus kam).

Dienstag, 25. Mai 2010

Belgacom


Darf ich vorstellen: unser neuer Mitbewohner - das Belgacom-Telefon!

Es funktioniert - seit heute. Und das, nachdem ich schon fast gemutmaßt hatte, Opfer eines "Versteckte Kamera"-Einsatzes geworden zu sein. Vor ein paar Tagen waren nämlich zwei junge Elektriker hier, die den Zugang freischalten sollten (Nummer hatten wir ja in der Übergangswohnung schon - und eigentlich könnte man theoretisch diese Dienstleistung auch telefonisch erbringen, ABER eben nicht beim Telefonanbieter). Erst verschwanden die beiden mit geschätzten 10 Koffern im Keller (um dort die richtige Leitung zu identifizieren???), dann setzte sich einer von ihnen im Wohnzimmer vor die Steckdose und klemmte sich einen Schuhkarton-großen Hörer unters Ohr und versuchte zigtausendmal mittels Klemmen Kontakt zum Kabel in der Wand aufzunehmen. (Ja, man ahnt es: vergeblich...esmachtimmertuttutganzlautimmertuttut...)
Das ist der Moment, in dem
1. der Belgier auf das alles entschuldigende "désolé" zurückgreift. Wörtlich übersetzt etwa "untröstlich", aber eigentlich die sprachliche Allzweckwaffe für: "funktioniert nicht - nie mehr, ich kann's einfach nicht ändern, ich habe gerade keine Zeit/Lust mich drum zu kümmern, ich hab nicht zugehört, will aber Anteilnahme signalisieren...")
2. jeder Deutsche sofort an "Verstehen Sie Spaß?" mit Paola und Kurt Felix denkt und sich mit angezogenen Schultern vorsichtig nach links und rechts dreht, um die Kamera zu suchen.

Konsequenz der ganzen Aktion: keine. Die Leitung sei tot, da könne man nix machen.
Heute war dann ein erfahrener Elektriker da - und somit der Anschluss kein Problem. Hmm ... was soll ich sagen?
Ich kann's (mir) nicht erklären - désolé ;-)

Montag, 24. Mai 2010

Weltraumforschung

So, jetzt sind wir also endlich in unsere "richtige Wohnung" in Brüssel eingezogen. (Sehr schön hier, obwohl der Blick über die Dächer von Bruxelles jetzt durch einen über die Gärten von Kleinfamilien ersetzt wurde und sich die neue Nachbarschaft auch erstmal gegen Signore S. beweisen muss). Allerdings haben wir die letzten Tagen eher mit Ausmisten als mit Einrichten verbracht (und uns somit aller Dinge entledingt, von denen man vor dem Umzug denkt, dass man sie bestimmt noch mal gebrauchen könnte...). Das führte dazu, dass im Schlafzimmer noch kein Vorhang hängt. Jetzt denkt natürlich jeder, dass ich das problematisch fände, weil ich nicht Big-Brother-like zur Straße leben möchte. Das ist so falsch nicht, aber in Belgien hält das Leben ja immer eine "es geht noch absurder"-Variante bereit.

Direkt gegenüber steht eine Straßenlaterne - und die hat wohl nicht nur den Auftrag, den nächlichtlichen Kneipenbesucher sicher nach Hause zu geleiten, sondern auch sämtliche Weltallexpediteure. Wie ich darauf komme? Na, in der Astronautenszene nennt man das beleuchtete Autobahnnetz Belgiens (circa doppelt so dicht wie in Deutschland und durchgängig ausgeleuchtet) "The Belgian Window" und nutzt es als Orientierungspunkt auf der Erde genauso wie die Chinesische Mauer.

Ich glaube ja, dass mittlerweile auch zwischen den Autobahnen ausgeleuchtet wird. Zum Beispiel in unserer Straße. Und deshalb bin ich jetzt ein Bestandteil dieser Fixpunkt-Funktion für Astronauten. Das kostet mich den Schlaf - aber, wenn es der Wissenschaft dient...




... da Nächte ausschließlich im Dienste der Wissenschaft auf Dauer nicht erholsam sind, habe ich wieder was aus dem "Hau weg die alte Scheiße"-Haufen gezogen, und daraus eine Weihnachtspapier-Tesafilm-Abdunklung für das Schlafzimmer gebastelt. Nicht nur aus der Weltraumforschung kommen Dinge, die das Leben erleichtern.

Samstag, 15. Mai 2010

STIB

Muss heute noch zum Flughafen. Gepackt habe ich schon und bin auch ansonsten startklar. Es ist allerdings noch nicht gesagt, dass ich den Flieger pünktlich besteige - und das hat in diesem Fall nichts mit der Vulkanasche zu tun (kurios, oder? Bis vor kurzem hätte kein Mensch Vulkanasche als Grund für irgendetwas angeführt und mittlerweile füllt sie sämtliche Unterhaltungen an).
Nein, hier in Brüssel hängt das persönliche Fortkommen (zumindest, wenn es sich auf die Wegstrecke von A nach B bezieht und, wenn man KEIN Auto hat) von der STIB ab. Den Anbieter für öffentlichen Personennahverkehr in Brüssel. Die STIB sorgt dafür, dass die Metro-Bahnhöfe mit Kunstwerken ausgestattet und mit Pop-Musik beschallt werden. Und sie sorgt dafür, dass die Menschen in Brüssel nicht veblöden, in dem sie sie regelmäßig zum Gehirnjogging bei Lesen der Fahrpläne zwingt. Es gibt hier ein ziemlich komplexes System aus "Wenn, dann"-Bedingungen. Wenn es sich um einen Montag handelt, dann fährt der Bus normal, aber nicht, wenn darauf ein Feiertag folgt oder Ferien sind oder der Montag ein gefühlter Sonntag ist. Manchmal fährt der Bus, den ich nachher nehmen muss zum Flughafen, manchmal aber auch nicht, manchmal nur nicht morgens und manchmal nur dann, wenn man an einer anderen Stelle zusteigt.
Ach, wie einfach ist doch das Leben und Fliegen mit Vulkanaschen...
(aber die netten alten Trams erinnern an Lissabon und dann isses irgendwie auch wie Urlaub in der STIB)

Mittwoch, 12. Mai 2010

Postcard-Time



In Brüssel begegnet Kunst einem an jeder Ecke - manchmal kann ich was damit anfangen, machmal nicht. Diese Aktion fand ich super, weil ich sie eine Woche vor dem Muttertag entdeckt habe und sie mich daran erinnerte, dass ich die Karte an Mama losschicken muss (dauert ja länger hier - wahrscheinlich zu Pferde durch die Ardennen und dann durch die Eifel...). Nunja, egal, auch an allen anderen Tagen gilt: Send a postcard to someone you like!