Donnerstag, 21. Oktober 2010

Blaues Wunder


Man kann hier echt oft sein blaues Wunder erleben. Quasi täglich. Und nein, ich meine jetzt nicht Regierungsauflösungen, umständliche Behördengänge oder unglaubliche Szenen im Straßen. Ausnahmsweise können die Belgier als solche in diesem Falle nichts dafür. Sie können nur daran teilhaben oder es auf die Leinwand bannen. Das hat zumindest einer der bekanntesten Söhne der Stadt, René Magritte, mannigfach gemacht.
Es geht um den Himmel
Den Himmel über Brüssel.
Diesen Himmel, der selbst an Regentagen manchmal kurz zwischen den riesig-grauen Wolken durchblickt und immer wie "der Simpsons-Himmel in echt" aussieht.
Großartig.
Auf den Magritte-Bildern mag man noch denken, es sei ein surrealistisches Element, aber wenn man hier aus dem Fenster schaut, dann ist es ein blaues Wunder!

Woher diese Redewendung stammt ist übrigens umstritten (somit passt es auch wieder zu den Belgiern). Glaubensgemeinschaft Nr.1 denkt, dass die Redensart aus der Tuchfärberei stammt (grün- oder gelbgefärbte Gewebe veränderten sich durch das Aufhängen draußen, also die Berührung mit Sauerstoff, chemisch zu blau, so dass der Betrachter "sein blaues Wunder" erlebte). Glaubensgemeinschaft Nr. 2 vertritt die Auffassung, dass die blaue Hängebrücke in Dresden (erbaut 1891-1893), deren technische Konstruktion sehr gewagt war, Ausgangspunkt für diese geflügelte Wort war.

Es ist an dieser Stelle nicht so wichtig, weil es ja hier um Geschichten geht und in diesem Sinne beide schön sind. Und außerdem lässt sich die Begrifflichkeit sogar in Französische übersetzen. Sein blaues Wunder erleben heißt "en voir de bleues" ... und da sind wie schon bei der nächsten Geschichte, denn seltsamerweise gibt's auf französisch ganz viele blaue Redewendungen: "encore un bleu" (grün hinter den Ohren sein), "en être bleu" (von den Socken sein), "bleu de colère" (rot vor Zorn sein), "voir tout en bleu" (alles in rosigem Licht sehen) ... lieber Himmel!

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