Mittwoch, 29. Dezember 2010

Gummistiefel

Ich hatte früher (wie wahrscheinlich ganz viele Menschen aus meiner Altersklasse und meinem Kulturkreis) eine Sportlehrerin, die der festen Überzeugung war, dass es kein schlechtes Wetter gibt - nur schlechte Kleidung. Sollte damals heißen: Kein Rumgezicke, jetzt geht es auf die Leichtathletik-Anlage.
Heute muss man ab und zu ja immernoch raus ins Leben, selbst wenn die klimatischen Bedingungen gerade nicht so ideal sind. Natürlich gibt es auch in Brüssel, das ganzjährig den Wetter-Launen des Westwindgürtels ausgesetzt ist, Tage, an denen es ziemlich nass in der Fußgegend zugeht (ob man dabei in einem regengefüllten Schlagloch mitten in der Straße steht - oder wie jetzt gerade die Schneeschmelze live miterlebt, ist zu vernachlässigen). In diesen Augenblicken habe ich mir immer gewünscht, ich hätte Gummistiefel.

Und so hat sich dieses Weihnachten gezeigt: das Christkind gibt es doch. Denn es hat dem braven Kind seinen heimlichen Wunsch erfüllt. Braves Christkind!



P.S. Dieser Blog schließt sich dem Brigitte-Projekt an und verzichtet auf professionelle Models.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Brief-Freude


Ja, nach wie vor fangen viele wichtige Dinge in meinem Leben mit einem B an. Zum Beispiel: Belgische Post, Briefkasten, Brief-Freude. Bedingen sich gerade alle gegenseitig: Nach denm Zusammenbruch des Landes aufgrund von 5 cm Neuschnee vor Weihnachten, sah sich auch die Belgische Post außer Stande ihre Verteilungszentren zu verlassen (hätte sich in Deutschland auch keiner mit Sommerreifen getraut) und feierte lieber die vorweihnachliche Stimmung mit Champagner und Foie-Gras-Häppchen (mutmaße ich). Deshalb blieb mein Briefkasten vor meinem Aufbruch zum Weihnachtsurlaub leer, ist nun aber schon seit zwei Tagen voller Weihnachtspost. Die pure Brief-Freude, kann ich nur sagen! Immer wieder schön, einen Umschlag zu öffnen und zu wissen, dass jemand an einen gedacht hat und sich die Zeit genommen hat, selbiges durch die Belgische Post übermitteln zu lassen (die sich dann ihrerseits auch wieder die Zeit genommen hat ... und so schließt sich der Kreis und ein B folgt dem anderen und schon ist daraus eine runde Sache geworden...)

Samstag, 18. Dezember 2010

Last Christmas

Heute Morgen beim Frühstück beschlich mich das ungute Gefühl, dass was fehlt. Komisch, denn Rührei, Zeitung und Kaffee stande/lagen/befanden sich vor mir. Sollte doch eigentlich für einen gelungenen Start in einen Dezembersamstag reichen. Hmm. Aber irgendwas war anders. Anders als sonst. Als letzten Dezember.
Anders als... ja, last Christmas.
In der Zeit vor Weihnachten 2009 lebte ich noch in Deutschland, d.h. sämtliche Frühstücke dieser Art wurden musiktechnisch vom Wham-Dauerbrenner "Last Christmas I gave you my heart..." begleitet (wenn man 100Millionen1000 Mal begleitet wird, dann nennt man das auch belästigt oder stalking oder so...)
Merkwürdigerweise wird jetzt gerade im Retro-80s-Land Belgistan dieses Lied nicht gespielt. Ist wohl wieder ein Teil des ureigenen Indiviadualismusstrebens der Belgier à la: Nö, wenn's alle gut finden, dann ist das nix für uns. Wir machen dann lieber was anderes. (Am Rande: dass anders nicht immer besser ist beweist dann die Dauerschleife Alphaville "Forever young" oder ohgottohgottohgott täglich Sealraufundrunter).
Komisches Völkchen.
Aber sehr liebenswert - und immer auch sehr detailverliebt.
Heute zum Beispiel hat hier ein Restaurantbesitzer fürsorglich auf dem Weg zu seinem Schlemmertempel Salz gestreut. Last Christmas hätte ich noch behauptet, das selbiges in Kilopackungen von den Streufahrzeugen fällt. Seit dem Winter 1 in Belgistan weiß ich: das Ganze lässt sich auch in liebevoller Handarbeit mit einem Salzstreuer bewerkstelligen. So in etwa:


(Szene musste - in Ermangelung eines Fotoapparates zur rechten Zeit - später beim Erzählen in den eigenen 4Wänden nachgestellt werden)

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Streetview



Ich habe ja schon erwähnt, dass man hier in Brüssel in Winter getrost auf Waschmaschinen mit Sichtfenster, Fernsehprogramme und sonstige Visualreize versichten kann. Das Durchdiestraßenlaufen ist spannend genug. Jetzt wurde nochmals aufgerüstet. Kein Zeifel: Weihnachten kommt. Es gibt jetzt eine Sternstraße, eine Federboastraße, eine Lichterbogenstraße, einen Leuchtkettenbaum und einen Sternschnuppenbaum. Und alles lässt sich mit der richtigen Musik auf den Ohren (irgendwas Bombastisches, z.B. von Muse) zum allabendlichen Frischluft-Kopfkino umfunktionieren. Manifique!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Zwarte Piet




Obwohl Belgien ein sehr kleines Land ist, kann auch hier der Nikolaus nicht die ganze Arbeit alleine machen. Unterstützung bekommt er aber hier nicht durch Knecht Ruprecht, sondern durch den "Zwarte Piet", den schwarzen Peter also. Überall gibt es momentan diese kleine Schokoladenfiguren zu kaufen. Und für die Familien, in denen Väter oder gute Freunde zum Real-Version-Auftritt gezwungen werden, liegt in den Kaufhäusern eine Kombi aus buntem Umhang, schwarze Farbe fürs Gesicht und rote für die Lippen bereit.
Natürlich hat der Zwarte Piet vermutlich rassistische Wurzelt (das Schwarze, das Fremde der Teufel) und natürlich wurde in früheren Zeiten den Kindern gerne Angst eingejagt, indem man ihnen erzählte, dass sie der schwarze Mann mit nach Spanien (jaja, auch das Malle-Heimatland galt als fremder Kulturkreis) mitnimmt. Aber dieses Phänomen ist weitverbreitet und von seiner Tradition mittlerweile so losgelöst, dass ich an dieser Stelle niemanden den "schwarzen Peter" zuschieben will - sondern es eher passend & schön finde, dass in einer Stadt wie Brüssel, in der farbige Mitbürger das Stadtbild entscheidend prägen, wenn neben den käsgesichtigen Nikolausfiguren (war der nicht eigentlich auch ein Bischof aus der Türkei?) ein bisschen Farbe die weiße bzw. regnerische Winterlandschaft belebt.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Adventsduft



Ha! Wer glaubt, dass ich an dieser Stelle mal wieder über Waffeln berichte, hat sich getäuscht. Ich kann auch anders.

Naja, gebe zu: im Sinne einer nuancenhaften Abweichung. Es geht um Spekulatius - oder besser: speculoos. Wie man hier sagt - und zwar das ganze Jahr. Denn ist der Spekulatius in Deutschland eindeutig der Vorweihnachtszeit zuzuordnen, gibt es in Belgien kleine speculoos-Kekse nahezu zu jedem Kaffee. Ganzjährig. Und dann denkt man irgendiwe immer "Jo is dänn hait scho Wainachdn?". Isses nicht.

Und das ist für Weltreisende eine wichtige Information. Denn wer mal außerhalb der Weihnachtsferien in Indonesien aufschlägt, dem wird eine Melange aus Kardamom, Gewürznelke und Zimt in die Nase wehen, weil...

... ja weil Indonesien eine niederländische Kolonie war... und sich deshalb an dieser Stelle eine schöne Überleitung zu den den Flamen anbieten würde.

Aber weil meine Mama heute Geburtstag hat (;-)), wage ich lieber den Schulterschluss mit den ersten Zimtsternen meines Lebens (nein, das stimmt natürlich nicht, aber es sind die ersten gelungenen, denn die ersten fielen in die Rubrik "Alternative Geschosse im Häuserkampf" - ewig her...)
Herz- bzw. zimtsternschnuppenhaftlichen Glückwusch!