Montag, 31. Januar 2011

"Aussie"-Kim

Wie hier schon das ein oder andere Mal nachzulesen war: Ich mag Belgien. Sehr! Was ich hier noch nicht so oft erzählt habe: Ich mag Australien auch. Sehr!

An beiden Ländern schätze ich vor allem die Ungezwungenheit, die Selbstgenügsamkeit, das Kuriose, die Bodenständigkeit und das Dosenbier. Kann es dann eine schönere Verbindung geben als eine belgische Australian-Open-Gewinnerin?? Die australische Zeitung The Age schrieb über Kim Clijsters gerade »Es gibt viele gute Gründe, sie zu mögen: sie ist unkompliziert, humorvoll und nicht mit Lleyton Hewitt verheiratet.« Hewitt ist ein australischer Schnösel-Tennisspieler. Nööö, sowas brauchte sie nicht - unsre Kim! Und wegen der vor Jahren gescheiterten Beziehung zu dem nicht von allen Australiern geschätzten Hewitt ist Clijsters down under sozusagen »adoptiert« worden.
So kommt zusammen, was zusammen gehört ;-)


Mittwoch, 26. Januar 2011

Föhnfrisur

Normalerweise sind Friseur-Besuche für mich eine eher unspannende Angelegenheit. Rein, "bitte nur die Spitzen und nicht zu viel", selber föhnen, raus. Das war's dann meistens schon. Da ich die langen Haare meist zusammenbinde, brauche ich kein "legen-und-föhnen". Dachte ich zumindest immer.
Aber das Leben ändert sich manchmal.
Und wir uns mit ihm.
Bei mir war's gestern soweit.
Ich musste mal wieder zum Friseur. Kein Problem eigentlich, denn in der Nachbarstraße gibt es gleich mindestens sechs davon. Musste also nur einen aussuchen. Als ich mit nassen Haaren und dem Handtuch auf dem Kopf dem Haarabschnitt entgegenfieberte, habe ich mich gefragt, ob das hier die Friseurhaupstraße Brüssels ist? Oder wie lässt sich sonst die Existenz von so vielen Friseurläden gleichzeitig erklären?
Ich sollte es 20 Minuten später herausfinden, denn dann waren die Spitzen rundum um 3 cm gekürzt, ich war mit dem Ergebnis zufrieden und schon fast wieder auf dem Sprung ... aber da fing der eigentliche Friseurbesuch erst an... und wenn die das bei jedem so machen, dann ist mir klar, dass unzählig viele Friseure dafür gebraucht werden.
Die Friseuse, die mich bis dahin betreut hatte, holte den Auszubildenden (?) und bat ihn, das Föhnen zu übernehmen. Das tat dieser dann auch. Und zwar mindestens einen Stunde lang. Mit einer Sorgfalt und Hingabe, die man sonst vielleicht nur von Restauratoren alter Kunstwerke kennt, kümmerte er sich um das Trockenwerden der Haare. Strähne für Strähne (und die kann immer nur so ca. aus 50 Haaren bestanden haben) wurde mit Rundbürste und Föhn in Zeitlupe bearbeitet. Wenn ich den Kopf schief halten sollte, machte er es mir vor. Wenn der Kopf wieder in die Gerade sollte, rückte er ihn zurecht. Er zirkelte ab, er föhnte hier und da nach, er nahm sich Zeit für mich, wie noch fast niemand vor ihm. Es hätte der perfekte Anfang einer schönen Liebesgeschichte werden können - du Ashton, ich Demi.
Allerdings war ich gegen Ende wohl nicht mehr ganz sein Typ. Nein, nicht wegen der Haare, die waren schön. Aber durch die stundenlange Föhnorgie mit Dauerwarmluft, hatte mein Kopf die Farbe eine Tomate angenommen, mein Mund war so ausgetrocknet, dass ich Schmatz-Geräusche von mir gab und meine Schwitzattacken (merken: nie mehr im Winterpulli zum Föhn-Friseur) müssen ihn zur Annahme verleitet haben, dass mir nicht mehr viel Zeit bis zum Erreichen des Klimakteriums bleibt.
Naja, aber ein ordentlich geföhnter Haarschnitt kann sogar über den Verlust eines hypothetischen Junglovers inwegtrösten. In diesem Sinne: La vie est belle!


Donnerstag, 20. Januar 2011

Zeichensprache

Schade, dass heute nicht der 14. Januar ist. Dann könnte ich die Geschichte des "Victory-Zeichens" anlässlich seines 70sten Jahrestages erzählen. Muss jetzt eben auch so gehen. Dieses Zeichen kennen und nutzen ja viele. Dennoch bleibt, wie beim Ricola-Schweitzer-Kräuter-Zucker, die Frage: "Wer hat's erfunden?". Nein, Ackermann war's nicht und auch Effe scheidet aus. 
Na? Schon 'ne Ahnung? Ja, welch' Überraschung: die Belgier waren's.


Besser gesagt, einer von ihnen: Victor de Laveleye. Der belgische Politiker emigrierte aufgrund der Besetzung Belgiens durch die Deutschen im im Mai 1940 nach England. Von dort aus beobachtete er, wie seine Landsleute die Buchstaben RAF auf ihre Dächer malten, um den britischen Fliegern (Royal Air Force) ihre Soldarität zu signalisieren. Dieses Unterfangen erschien ihm zu riskant. Victor de Laveleye schlug in einer Radioansprache am 14. Januar 1941 ein einfaches, aus Zeigefinger und Mittelfinger gebildetes "V" als neues Zeichen des Widerstands vor. Unglaublich schnell verbreitete sich das neue Widerstadssymbol in Europa. Die BBC griff es im Sommer 1941 auf - als Morsezeichen (drei mal kurz, einmal lang). Die Anfangstakte aus Beethovens 5. Sinfonie - diese vier bekannten Paukenschläge - kennzeichneten nun das Festlandprogramm der BBC.

Warum ist denn aber die Geschichte des V-Zeichens und der Name Victor de Laveleye nur so wenigen bekannt? Naja, erstens war das Victory-Zeichen als Geste in England schon seit dem Mittelalter bekannt. Und zweitens unterliegen auch Widerstandsymbole den Gesetzmäßigkeiten des Medieneffekts - heißt: ein prominentes Gesicht hat noch nie geschadet. Und so kommt es, dass der britische  Premier Churchill dem "V" schließlich zum Durchbruch verhalft,  indem es bei jeder Gelegenheit seine Finger in die Kameras gehalten hat. (Quelle: Kalenderblatt Deutsche Welle)

Belgisch ist aber dann doch, dass sich das "V" sowohl für das französischen "Victoire" als auch für das flämischen "Vrijheid" stehen kann.

Sonntag, 16. Januar 2011

Sonntagsausflug

Das Gemälde eines afrikanischen Künstlers, das sich in der Nähe des U-Bahnstation Porte de Namur an einer Häuserwand befindet (er hat es "Porte de Namur! - Porte de l'Amour?" genannt, dazu an anderer Stelle mehr), könnte den flüchtigen Betrachter meinen lassen, dass Namur mitten in Afrika liegt.

Tut es aber nicht.
Es liegt mitten im der Wallonie (also dem französisch sprechenden Teil Belgiens). Und es ist sogar die Hauptstadt dieser Region. Und es war heute unser Ausflugsziel (denn die Klimaerwärmung gibt es anscheinend doch: heute waren es gefühlte 20 Grad mit Sonne und himmelblau).

Und: Namur wurde von Napoleon der "Termitenhügel Europas" genannt.

Warum das denn jetzt schon wieder? Warum der Vergleich mit Termiten? Weil die „Soldaten“ harte und oft riesig vergrößerte Mundwerkzeuge oder nasenartige Stirnfortsätze mit Drüsenausführgängen hatten? Weil sich die arbeitende Schicht Namurs zu gleichen Teilen aus Männlein und Weiblein zusammensetzte? (...ja,ja, so fortschrittlich sind Termiten...)

Viel einfacher: der Hügel, auf dem sich die große Zitadelle mit Schloss befindet, beherbergt ein riesiges, unterirdisches Gängesystem. Über diese Kanäle wurde seinerzeit kommuniziert, verteidigt und Nahrung herbeigeschafft.


Und es ist das größte Europas. Bis hierhin hatte Napoleon schon recht. Der Vergleich mit den Termiten-Nestern hinkt allein an der Stelle, dass diese sogar Elefanten als Zufluchtsort dienen, nachdem die Termiten ausgezogen sind. Die konnte ich heute in der Zitadelle nicht entdecken. Schade, ein Elefant hätte den quasi tierisch-schönen Sonntagsausflug perfekt gemacht.

Montag, 10. Januar 2011

Wochenstart

Morgens halb 10 in Brüssel... nö, da gibt's kein Knoppers und in diesem Falle auch kein Pain au chocolat, sondern: diesen strahlendblauen-wolkenlosen-sommerobwohlwinter Himmel!
















Ich muss es hier festhalten, sonst glaube ich es am Ende der Woche selbst nicht mehr, denn der Wetterbericht kündigt für die nächsten Tage das krasse Gegenteil an. Nunja, da wir hier keine DB-Katastrophen haben, braucht man einen Alternativaufreger.

Apropos Bahn: die belgische hat eine richtig lange Geschichte. "Nach England war Belgien das zweite europäische Land, das eine ausschließlich dampfbetriebene Eisenbahnlinie eröffnete. Belgien folgte, noch stärker als England, dem allgemeinen Klischee einer  durch Kohle und Stahl. Ein begünstigender Faktor war auch die hohe Bevölkerungsdichte in dem westeuropäischen Land. So wurde die erste rein dampfbetriebene Bahnlinie auf den europäischen Kontinent am 5. Mai 1835 zwischen Brüssel und Mecheln eröffnet. Belgien war auch das erste Land, das den Bau von Eisenbahnstrecken staatlich förderte. Es hat neben der Schweiz und der Tschechischen Republik eines der dichtesten Eisenbahnnetze der Welt. Der frühzeitige Ausbau des belgischen Eisenbahnnetzes strahlte auch auf Westdeutschland und Nordfrankreich aus und trug mit dazu bei, dass die erste durchgehende Schienenverbindung zwischen Paris und Köln 1846 zustande kam, früher als die meisten Fernverbindungen innerhalb des Deutschen Bundes und innerhalb Frankreichs." (Quelle: Wikipedia)

Ist ja nicht so, dass die Bahn hier ohne Zwischenfälle auskommen würde, aber so lange die Belgier sich hier untereinander streiten, scheinen ihnen Bahnverspätungen egal zu sein.

Mir auch, denn erstens bin ich aufregungstechnisch schon zur Belgierin mutiert (viel Supermarkt-Yoga) und zweitens sind in der letzten Woche soviele schöne Dinge passiert (Sarahtelefonat, Spontankaffee, Mittwochsrundenquicheabendessen, Samstagsgrieche, Minigruppen-Französischunterricht ...), dass ich nix aber auch garnix beanstanden kann ... will.... darf.

Sonntag, 9. Januar 2011

Stadtwald
















Heute war es also soweit: vor dem Atomium wurde ein neuer Stadtwald angelegt. Und alle Brüssler halfen mit. Jede und jeder spendete die liebgewonnenen und bereits familienintegrierte Weihnachtstanne zugunsten der neuen Bewaldung rund um das kugelige Wahzeichen der Stadt. Der Beginn der Einpflanzarbeiten, der heute in den frühen Nachmittagsstunden stattfand, glich einem Volksfest. Alt und Jung feierten mit Waffel in der einen und Bier in der anderen Hand die Neubepflanzung...
Neinnatürlichnichtvölligerquatsch!
Aber ich habe mich bei diesem  Schild in unserem Aufzug (das allen Hausbewohnern mitteilt, dass die Weihnachtsbäume am 9. Januar eingesammelt werden) gefragt, was mir diese Grafik sagen soll....und da ich sie so schön fand, hab ich mir was ausgedacht und damit mal wieder über Stadt und Land und Leute berichtet.

Dienstag, 4. Januar 2011

Freibier? Feingebäck!

Wenn es während meiner Unizeit im oberfränkischen Bamberg von irgendwoher "FB"schallte, dann war klar: das hat jetzt irgendwas mit Alkohol zu tun. Denn entweder war es ein Hinweis auf "Freibier" oder es handelte sich um ein so genanntes "Fänn-Brost" (also ein "Fern-Prost" - in typischer fränkischer p-wird-zu-b-Manie), wenn man am anderen Ende des Tisches und es zum "richtigen Anstoßen" nicht reichte.
Jetzt tönte es nach Jahren plötzlich wieder FB aus allen Ecken meines Bekannten- und Freundeskreises. Ich solle doch mitmachen. FB sei so lustig. Und so nett zum sozialen Austausch. Mitnichten hatte es dieses Mal etwas mit dem reinheitsgebotlichen Gerstensaft zu tun - dennoch: ein Suchfaktor spielt wiederholt einen nicht wegzuleugnende Rolle. Ich rede von FB alias Facebook. Und ich bin mir bewusst, dass ich davon zu reden beginne, nachdem die ersten Facebook-Nutzer schon Enkel bekommen haben. Egal. Ich hab's getan. Ich habe dort jetzt auch eine Identität und verfolge mit der Faszination eines frühkindlichen Außerirdischen schon den ganzen Tag, wie mir Freunde ihre Freundschaft bestätigen und Herr B. (Gottseidank) unseren Beziehungsstatus....
Puhh, ans Freibier hatte ich mich seinerzeit schneller gewöhnt.

Zum Beweis, dass es in meinem Leben auch reale Dinge gibt und ich mich nach wie vor auch mit andere FBs beschäftige, habe ich mich heute noch der Feinbäckerei gewidmet und die ersten Grissini meines Lebens gebacken (mag ich persönlich ja lieber als Apfeltarte)... was soll ich sagen... Finallement: Bien!

Samstag, 1. Januar 2011

Listen

Ich habe in meinem vorherigen Leben/jugendlichen Leichtsinn mal ein Praktikum bei einem großen Hochglanzleutemagazin gemacht. War super. Und eine Aufgabe, die ich dort besonders mochte, war das Listen-Errstellen für die letzte Seite. Waren echt unterhaltsame Rechercheaufträge dabei. "Welche 10 Prominente sind vom Ausbildungsberuf her Metzger?".

Das Praktikum liegt jetzt weit zurück. Aber ich mache noch immer meine Listen. Fast täglich. Klar hat sich die Thematik geändert, andere VIPs (Very Important Pipifax) beherrschen jetzt meinen Alltag: die 10 wichtigsten Lebensmittel aus dem Supermarkt, die 12 liegengebliebenen, privaten Antwort-E-Mails, die 28 To-dos im Büroalltag, die 42...

Dennoch: ich liebe Listen. Wenn ich aufschreibe, fühle ich mich strukturiert, wenn ich durchstreiche oder abhake, durchflutet mich ein Erfolgsgefühl. Alles was unerledigt bleibt und von einer Liste auf die nächste wandert (und von dort zur nächsten und von dort zur nächsten) wird erst zu meinem persönlichen Feind und dann gänzlich missachtet.

Zwei Listen gibt es jedoch im Jahr, die mir besonders am Herzen liegen. Die "was habe ich im vergangenen Jahr so gemacht"-Liste und die "was will ich im kommenden tun"-Liste. Beide mache ich immer so um den Jahreswechsel. Letztes Jahr stand unter anderem drauf, dass ich das kommende Jahr in Bruxelles auch zum Schreiben nutzen will, dass ich die Stadt erkunden und erleben möchte und dass ich einen Französisch-Sprackurs machen will. Wenn ich anhand dieses Blogs zurückblicke (z. B. hier, hier oder hier), dann kann ich nur sagen: Häkchen, Häkchen, Häkchen. Gut. So kann es weitergehen in 2011. Am besten ich setzte die Dinge einfach nochmals drauf ... hmm, ob das funktioniert?
Allen, die hier regelmäßig lesen, sei an dieser  Stelle jedenfalls das "schöne neue Jahr zum Mitnehmen" gewidmet. Take it - easy!