Montag, 25. April 2011

Osterelefant

..... nein, nicht erschrecken, natürlich kommt auch hier in Belgien der Osterhase und versteckt die Eier. Keine Angst, so fremd sind sich die Lebenskulturen dann auch wieder nicht. Aber mein erstes Ostern hier war geprägt von den Elefanten im Park des Afrika-Museums in Tervuren, einem großartigen Abendessen im thailändischen Restaurant "Blue Elephant" in Uccle und klimatischen Bedingungen, die in den Heimaten afrikanischer und/oder asiatischer Elefanten  üblich sind. Daher: Ein Hoch auf die Osterelefanten 2011!
Oder auch einfach eins auf die Olifanten - wie man im flämischen Teil dazu sagt.
... und ganz schnell ist man wie von alleine wieder beim O und beim Ei und bei Ostern... alles sehr sehr leicht(zu)lebig hier in Belgien!.

Montag, 18. April 2011

Eisheilige

 
Gibt ja immer wieder Dinge, die macht man zum ersten Mal. Im letzten Jahr waren das bei mir ganz schön viele: Marktschampus trinken, Plätzchen backen, Grissinis rollen, Supermarkt yogen, Zeitreise machen ...
Und jetzt auch noch: Balkon begrünen. (Isch atte vorär kein'än.)
Hmm, sollte schön aussehen und blühen und grünen und Früchte abwerfen (die ich dann in der nächsten Aktion der Reihe "noch-nie-gemacht" einmache, vermarmelade oder sonstwas) - so der Vorsatz. Also habe ich unter anderem Tomaten und Zucchini gekauft. Erstere liebe ich ohne Ende. Und die anderen sollen schön blühen.
Heute beim Einpflanzen kam mir dann der Satz meiner Oma "Die kalte Sophie macht alles hie." in den Sinn. Und da habe ich mich (auch zum ersten Mal in meinem Leben) gefragt: Wann kommt denn bitte die kalte Sophie? Und gib es die Eisheiligen, zu denen die Sophie zählt, überhaupt in Belgien?
 1. Sie kommt am 15 Mai, ihrem Namenstag, wie alle anderen Eisheiligen auch (Mamertus am 11. Mai, Pankratius am 12. Mai, Servatius am 13. Mai, Bonifatius am 14. Mai und eben abschließend Sophie am 15. Mai)
2. Ja, es gibt sie im französischen  Sprachraum auch, die Saints de glace. Allerdings ohne Sophie. Denn hier gilt die Abfolge: Mamertus am 11. Mai, Pankratius am 12. Mai, Servatius am 13. Mai, Bonifatius am 14. Mai, Yves am 19. Mai und Bernardin am 20. Mai.
Die letzten beiden sind wohl den rauen klimatischen Bedingung der Bretagne geschuldet, wo das ein oder andere Atlantiktief schon Existenzen zerstört haben muss ("Craignez le petit Yvonnet, c'est le pire de tous quand il s'y met" - Fürchtet den kleinen Yves, denn er bedeutet das Schlimmste für alle, die er trifft).
Und obwohl ich stark davon augehe, dass die milde Brüssel-Lage mich vor einem Tomaten-Zucchini-Desaster bewahren würde, hole ich sie trotzdem rein, die zarten Pflänzchen .... muss ja nicht alles zum ersten Mal im Leben erleben.

Mittwoch, 13. April 2011

Stilles Örtchen

So ein stilles Örtchen ist ja per se still.
Manchmal aber auch ganz schön aussagekräftig.
Versteht man allerdings nicht immer sofort. 
Zum Beispiel wenn man vor der Toilettentür des Brüssler Restaurants Belgo Belge steht. Da fragt man sich (beim ersten Mal, versteht sich), warum der Toilettengang für die holde Weiblichkeit das reinste Vergnüngen zu werden scheint, während die männlichen Artgenossen  sich offensichtlich eher auf eine Enttäuschung einstellen müssen. Könnte zehnlagiges Frühlings- dufttoilettenpapier (oder eben keines) der Grund dafür sein? Oder vielleicht sind die Piktogramme auch einfach nur ein Hinweis darauf, dass das Frauen WC funktioniert, während das Männer WC vorrübergehend geschlossen ist....


Die Erklärung ist viel einfacher... ähmm, ich meine natürlich: viel absurder...
Anscheinend hält sich auch in Brüssel hartnäcklig das Gerücht, dass Mädels immer nur zu zweit auf Klo gehen. Und so hat sich der Innenarchitekt des Belgo Beges gedacht: okay, dann passen wir die Toilettenausstattung mal den Bedürfnissen unserer Gäste an ... voilà: das Doppeldamenklo!


Warum die Frauen-Piktogramme angesichts dieses Eingriffs in die Privatsphäre so fröhlich dreinschaun, ist mir zwar nach wie vor ein Rätsel. Aber man muss ja auch nicht alles verstehen. Und worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.... handelt sich ja schließlich auch um ein stilles Örtchen.

Sonntag, 3. April 2011

Pommesmuscheln

Dass es sich bei Moules frites nicht um frittierte Muscheln, sondern um das belgische Nationalgericht Muscheln mit Fritten handelt ist den geneigten Blog-Lesern schon seit diesem Beitrag im letzten Jahr bekannt. Darin erwähnt wurde auch das Phänomen, dass die Belgier für die Zubereitung ihres Leib- und Magengerichtes tonnenweise die besten Muscheln der holländischen Küste importieren.
Gestern, beim ersten sonnig-warmen Küsten-Ausflug des Jahres, habe ich mich allerdings gefragt, warum die Belgier für die Moules frites nicht einfach die Pommes-Muscheln benutzen, die tausendfach am Strand rumliegen.
Wäre doch viel praktischer. Man könnte dann zum Beispiel stäbchenförmige Muscheln mit ebensolchen Pommes viel leichter in eine Take-away-box packen. Oder das ganze auf schicken, eckigen Tellern avangardistisch anrichten. Oder bei Langeweile am Essenstisch ne Runde Mikado spielen ... nein, natürlich soll man ausdrücklich nicht mit Essen spielen, nur mit den übrig gebliebenen Schalen.


Der Belgier ist zum Glück nicht so praktisch veranlagt. Sondern orientiert sich am Geschmack. Und so befindet sich weiterhin die leckere Miesmuschel in den Töpfen und auf den Tellern, während die amerikanische Schwert- oder Scheidenmuschel (lat. Ensis directus) am Strad liegen bleibt.
Bei der Schwertmuschel handelt es sich übrigens um eine Neu-Belgierin mit Migrationshintergrund. Ursprünglich kam sie nur an der amerikanischen Ostküste vor, bis sie 1979 vermutlich durch Larven im Ballastwasser von Schiffen bis in die deutsche Bucht transportiert wurde. Heute bevölkert sie massenhaft europäische Gewässer: von der südlichen Nordseeküste Norwegens bis an die englische und französische Kanalküste gibt's jetzt überall Pommesmuscheln.