Freitag, 30. April 2010

Surrealismus

Man könnte meinen, ich hätte das Schreiben eingestellt. Das ist nicht der Fall. Ich bin nur viel auf Möbelsuche und habe es deshalb etwas hinten angestellt. Aber eigentlich lassen sich diese beiden Sachen ja gut verbinden, denn wer in Brüssel nach Möbeln sucht, wird höchstwahrscheinlich immer auch im Quartier des Marolles landen und über die vielen Antiquitäten und skurilen Neuheiten staunen. Mindestens ebenso viele kuriose Geschichten scheinen sich über dieses Viertel erzählen zu lassen.

Ursprünglich außerhalb der Stadtmauern des mittelalterlichen Brüssels gelegen, war das Quartier des Marolles schon immer ein Ort derer, die nicht richtig dazu gehören - weil sie keine gesellschaftliche Stellung haben, aus einem anderen Land kommen oder schlicht zu schlecht verdienen. Eine Mischung, die zu kuriosen Produkten führt und führte. Da mag es nicht verwundern, dass hier beispielsweise die Legende gibt, René Magritte habe mit Künstlerkollegen in einer Kneipe im Quartier des Marolles, den Surrealismus begründet. In der Kunstgeschichte ist das offiziell so nicht vermerkt. Aber wer erfährt, dass diese Kneipe vor kurzem renoviert und weiß gestrichen wurde, um ihr gleich im Anschluss wieder einen nikotingelben Anstrich zu verleihen, damit alles wieder authentisch wirkt, der mag daran nicht gänzlich zweifeln.

Die Beschreibung des Surrealismus von André Breton (1924) passt für mich jedenfalls auf fast nichts so gut wie auf Brüssel : „Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität.“

Oder wie will man einen Elefant auf einem Dach(oder einer Dachterasse mit Ufos?), der nur aus dem Hinterhoffenster eines Möbelladens sichtbar ist, sonst gedanklich einordnen?

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