Mittwoch, 12. Mai 2010

Nachbarschaftshilfe

Ich stand vor ein paar Tagen vor dem Problem, dass ich einen Ämtergang machen musste. Das bedeutete aber leider auch, dass ich in der Lage sein sollte, mich auf französisch oder flämisch auszudrücken. Ich spreche aber nur deutsch und englisch ämtergerecht. Man sagte mir auf dem Amt, dass ich am besten jemanden mitbringe, der übersetzen kann.
Hmm... Mir fiel dann nur der Nachbar ein, mit dem ich mich im Aufzug schon auf deutsch unterhalten hatte. Ich klingelte und schilderte ihm mein Anliegen und werde ihn im folgenden Signore S. nennen. Er war sofort bereit mich zu begleiten. Wir machten uns also auf den Weg und bevor wir bei der Metro-Station waren, hatte ich schon sämtlichen Geschichten aus dem Leben des reiselustigen, etwa 70jährigen Übersetzters italienischer Abstammung gehört.
Unser Ämtergang war nur halb erfolgreich - ich sollte ein weiteres Mal vorbei kommen. Kleines Problem: der Urlaub von Signore S. begann am Tag darauf. Da er nicht wollte, dass ich mich hier in seiner Stadt "einsam und verlassen" fühle, hat er den Kontakt zu seiner besten Freundin hergestellt, die er vor 40 Jahren bei seiner Ankunft in Brüssel kennengelernt hat und die der Stadt ebenso verfallen ist, wie er (und ich).
Auch Madame K. war sofort bereit, mich zu begleiten. Ich traf sie Blind-Date-mäßig in der Metro-Station und besuchte mit ihr zunächst das Amt, dann das Café. C'est la vie ici. Und hörte so viele liebevolle Geschichten über das Land und die Leute, dass auch der Regen draußen keine Rolle mehr spielte.
Behördenmäßig bin ich hier mittlerweile also auf jeden Fall registriert: als die Deutsche mit den nettesten und kümmerigsten Bekannten, die sich als Ausländer hier seit Jahrzehnten so aufgenommen fühlen, dass sie das weitergeben wollen. Cool.
Heute Morgen bekam ich von Signore S. eine sms aus dem Urlaub: ob denn alles gut gelaufen wäre ... hach, wie schön ist es doch Nachbarn zu haben! Dafür gibt es Blumen!

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